Ärztekammer zufrieden mit Arbeitszeitgesetz

Auf Ärzte kommen gleich mehrere Neuerungen zu, die den Beruf wieder attraktiver machen sollen. Zum einen hat die Regierung gestern eine Neuregelung der Ausbildung nach dem Medizinstudium beschlossen. Zum anderen wird die Arbeitszeit der Spitalsärzte ab dem kommenden Jahr schrittweise reduziert. Die Ärztekammer zeigt sich mit beiden Neuerungen im Großen und Ganzen zufrieden.

Mittagsjournal, 24.9.2014

"Entspricht der Realität"

Den Entwurf zum neuen Ärztearbeitszeitgesetz bezeichnet Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger als lebbaren Entwurf. Zur Erinnerung: Die Arbeitszeit der Spitalsärzte soll laut dem Entwurf von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) von derzeit bis zu 72 Wochenstunden auf 48 Wochenstunden reduziert werden. Dieses Maß schreibt die EU vor. Die Arbeitszeit wird schrittweise reduziert. Ab kommendem Jahr sind bei schriftlicher Zustimmung des Arztes bis zu 60 Wochenstunden möglich, ab 2018 bis zu 55 Wochenstunden. Ab Mitte 2021 gilt dann für alle Spitalsärzte verbindlich eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Auch die maximale Dauer von Wochenenddiensten soll schrittweise sinken.

Die Ärztekammer hat stets auf eine rasche Lösung zur Entlastung der Ärzte gedrängt. Nun zeigt sich Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger mit den Übergangsfristen zufrieden: "Ich glaube, es entspricht einfach der Realität, dass man für die Einführung solcher zeitlichen Verkürzungen, die ja doch mit Änderungen im Arbeitsablauf und im Organisationsablauf von Krankenhäusern verbunden sind, dass man mit dieser Einführung auch eine gewisse Frist verbindet."

"Dient der Qualität"

Probleme für die Spitals-Erhalter, etwa einen Ärztemangel, fürchtet Wechselberger nicht. Es gebe jetzt schon Spitäler, die die Arbeitszeiten verkürzt hätten und trotzdem funktionierten. "Das sind auch Dinge, die einerseits der Qualität dienen - ausgeruht, weniger überlastet und damit in der Erbringung der medizinischen Behandlungsqualität sicherer und besser. Und wir haben auf der anderen Seite etwas, was Kolleginnen und Kollegen motivieren sollte, den Arztberuf zu ergreifen."

Lob für neue Ärzteausbildung

Lob findet der Ärztekammerpräsident auch für die neue Ausbildung der Ärzte ab Mitte kommenden Jahres. Den Entwurf dazu hat die Regierung gestern beschlossen. Neu ist eine neunmonatige Basisausbildung für alle nach dem Medizinstudium. Positiv hebt Wechselberger hervor, dass angehende Praktische Ärzte bei der Turnusausbildung in Spitälern mehr Ausbildner haben werden und nicht mehr wahllos zu Hilfsdiensten herangezogen werden können. Damit werde verhindert, "dass Ärzte statt ausgebildet werden nur billige Systemerhalter sind".

Der Turnus wird außerdem um ein halbes Jahr verlängert, das in einer Arztpraxis absolviert werden muss. Dafür hätte sich Wechselberger eine längere Zeit gewünscht, um Medizinern das Arbeiten in der Ordination näher zu bringen.
Insgesamt sei die Ärztekammer in die Verhandlungen zu beiden Novellen gut eingebunden gewesen, streut der Ärztekammerpräsident dem ehemaligen Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) Rosen und verteilt Vorschusslorbeeren an die neue Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), die als Ärztin und Politikerin große Erfahrung ins neue Amt mitbringe.