Chaos in Hongkong

In Hongkong setzen Anhänger der Demokratie ihre Proteste fort. Weiterhin blockieren zehntausend und mehr wichtige Straßen in der Stadt; wie lange schaut die chinesische Polizei da zu, das ist die große Frage. In der vergangenen Nacht hat sie nichts unternommen.

Mittagsjournal, 30.9.2014

Es war die dritte Demonstrationsnacht der Demokratiebewegung in Hongkong und sie verlief ruhig. Zehntausende Menschen haben friedlich auf den Straßen protestiert, campiert und geschlafen - die Szenen hatten fast Volksfestcharakter.

Dennoch gab es Befürchtungen, dass die Polizei wie in der Nacht zuvor massiv eingreifen könnte, deshalb wurden Barikaden gebaut. Einer der Demonstranten erklärt, warum: Wir verhindern, dass die Polizei uns angreift. Wenn sie Autos gegen uns einsetzen, würden diese Barrikaden sie stoppen.

Heute früh waren dann kaum noch Polizisten zu sehen. Und wie schon in den vergangenen Tagen nimmt auch die Zahl der Demonstranten in der Früh ab. Diejenigen, die bleiben, räumen auf und beseitigen den Müll, der liegengeblieben ist. Die anderen gehen arbeiten, aber am Abend werden sie wieder in den Finanzdistrikt kommen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Hongkongs Bürger verlangen, dass die Kandidaten für die Wahl des nächsten Regierungschefs ihrer Stadt nicht von der kommunistischen Regierung in Peking ausgesucht werden. Denn das ist keine Demokratie, jedenfalls nicht das, was ihnen versprochen wurde. Ob Peking in dem Konflikt nachgeben kann, ist fraglich, es geht um Gesichtsverlust und Machterhalt.

Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun Ying hat die Protestbewegung aufgefordert, ihre Demonstrationen sofort einzustellen. Doch davon kann bis jetzt keine Rede sein. Sie fordert im Gegenteil dazu Leung auf, zurückzutreten und die Einschränkungen bei der Wahlrechtsreform zurückzunehmen. Vor dem morgigen Nationalfeiertag, mit dem die Gründung der kommunistischen Volksrepublik China vor 65 Jahren gefeiert wird, vor diesem Feiertag also sind die Spannungen besonders hoch. Denn einerseits werden mehr Demonstranten als sonst erwartet, weil der Nationalfeiertag arbeitsfrei ist. Andererseits wird es die chinesische Führung an diesem symbolträchtigen Tag kaum dulden, nicht klar Herr der Lage in Hongkong zu sein.