Hongkong: Proteste am Feiertag

In Hongkong reißen die Proteste nicht ab. Heute zum chinesischen Nationalfeiertag könnten sich die Demonstrationen noch ausweiten. Die Proteste überschatten die offiziellen Feiern zum 65. Jahrestag der Gründung der kommunistischen Volksrepublik. Hongkongs Stadtchef lehnt die Forderungen der Studenten nach seinem Rücktritt und echten demokratischen Wahlen ab. Ebenso die Führer in Peking. Keine Seite will nachgeben und so scheint Hongkong in der politischen Sackgasse zu stecken.

Mittagsjournal, 1.10.2014

Aus Hongkong,

Die feierliche Stimmung ist aufgesetzt. Die Zeremonie zum chinesischen Nationalfeiertag skurril. Die Studenten allen voran ihr Anführer Joshua Wong wenden sich demonstrativ ab, kehren der Zeremonie den Rücken zu als die Fahnen Hong Kongs und vor allem die von China gehisst werden. Hinter den Polizeiabsperrungen singt Hong Kongs Stadtchef CY Leung die chinesische Nationalhymne. Gemeinsam mit angereisten Vertretern aus Peking: „Ich verstehe, dass es unterschiedliche Meinungen über das umstrittene Wahlreformpaket gibt“ sagt der Stadtchef. Doch seien Hongkong und das chinesische Mutterland sind eng verbunden. Wir müssen hart arbeiten, um den chinesischen Traum wahr werden zu lassen.“

Doch ist dieser Traum für viele hier längst zum Alptraum geworden. Es sind vor allem Studenten und junge, besser gebildete Menschen, die sich gegen die als so empfundene Bevormundung aus Peking stellen. Und die den politischen Machenschaften der Business-Eliten und ihrem Kuschel-Kurs gegenüber der kommunistischen Führung auf dem Festland kritisch gegenüber stehen. Unterstützung erhalten sie nicht nur auf den Universitäten, sondern längst auch von ganz normalen Hongkonger Bürgern, die zum ersten Mal auf die Straße gehen: „Wir glauben, dass sich die Polizei anfänglich nicht richtig verhalten hat und wir ein Recht haben, unserer Stadtregierung zusagen was wir wollen. Und deshalb bin ich heute hier“ sagt Yung Yikyu, ein 28jähriger Finanzangestellter.

Chinas Führer stecken in der Zwickmühle: reagiert man zu hart, dann könnte das Image Hongkongs als bestens funktionierender Mega-Finanzplatz leiden. Schaut Peking bei den Protesten aber auf Dauer tatenlos zu, so fürchten oberste Parteikreise, so könnte dies auch KP-kritische Aktivisten auf dem Festland inspirieren.

Dort wurde mittlerweile der Online-Photodienst Instagram gesperrt, die Zensoren löschen eifrig Einträge und Photos aus den sozialen Netzwerken. Auch internationale Medien wie CNN und die BBC werden immer wieder abgedreht. Und so scheinen derzeit zumindest die meisten Chinesen von den Protesten in Hongkong noch gar nichts mitbekommen zu haben.