Wirtschaftsforscher in Geldnöten

Auch die großen Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich bekommen den Sparkurs zu spüren: So fehlen dem Institut für Höhere Studien (IHS) rund 500.000 Euro an Finanzierung. Die Frage ist, wie es mit dem Forschungsinstitut jetzt weitergeht. Zur Diskussion steht etwa eine Verkleinerung.

Mittagsjournal, 3.10.2014

Kein Geld für die Miete

Die Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich finanzieren sich zum überwiegenden Teil nicht selbst. So bekomme das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) zum Teil Förderbeiträge von Bund, Nationalbank und Sozialpartnern, sagt WIFO-Mann Markus Scheiblecker. Das decke zu 50 bis 60 Prozent den jährlichen Finanzbedarf. Dabei seien diese Förderbeiträge oft an sehr spezifische Leistungen gebunden, wie etwa Kontakte zu EU, OECD oder IWF.

In absoluten Zahlen heißt das: Das WIFO bekommt rund 3,7 Millionen Euro im Jahr vom Finanzministerium und eineinhalb Millionen von der Nationalbank. Das sind die größten Beiträge zur Basisfinanzierung. Darüber hinaus kommt die Eigenfinanzierung durch Forschungsaufträge. Das Institut für Höhere Studien (IHS) bekommt etwas weniger, vom Finanzministerium sind es 3,5 Millionen, von der Nationalbank 1,2 Millionen. Dabei sei die Situation des IHS anders, weil es auch akademische Aufgaben erfülle, sagt IHS-Chef Christian Keuschnigg. Man habe Lehrprogramme, und die seien "ausgabenintensiver". Keuschnigg zieht einen Vergleich mit Unis: "Universitäten haben eine Grundfinanzierung von rund 80 Prozent, angewandte Forschungsinstitute von 55 Prozent - das ist derzeit bei uns nicht abgebildet. Und unter ande3rem fehlt uns auch das Geld für die Miete." Insgesamt fehlen dem IHS rund 500.000 Euro. Entweder müsse die Basisfinanzierung erhöht oder Leitungen, die von der öffentlichen Hand nicht bezahlt werden, reduziert werden, sagt Keuschnigg. Welche Leistungen künftig eingespart werden könnten, will Keuschnigg nicht sagen.

Unabhängigkeit steht auf dem Spiel

Sowohl für das IHS als auch für das WIFO steigt durch die finanziell angespannte Situation der Druck, Forschungsaufträge aus finanziellen Gründen annehmen zu müssen. Man bemühe sich bei den Forschungsaufträgen jedoch um bestmögliche Unabhängigkeit, sagt Scheiblecker. Diese Aufträge stammten zu einem Drittel aus dem Ausland, wie zum Beispiel EU-Projekte.

Auch Ulrich Schuh betont, sein Institut Eco Austria agiere unabhängig bei Forschungsaufträgen, um die Glaubwürdigkeit zu bewahren. Daran ändere auch die Grundfinanzierung von 250.000 Euro nichts, die von der Industriellenvereinigung kommt.