Bibelkommentar zu Hebräer 13, 15 – 16

Der Hebräerbrief ist ein Fremdling unter den Schriften des Neuen Testaments. Aber er schreibt ja selbst „Wir haben hier keine bleibende Stadt, die zukünftige suchen wir“, und kennzeichnet so den christlichen Glauben als Aufbruch und Exodus.

Das, was hier Sicherheit verspricht, gesellschaftliche Ordnung, vermeintliche Stabilität, vertraute Denkgewohnheiten, das alles sind bestenfalls Schatten, so der Hebräerbrief und er setzt fort: Die Wirklichkeit des Glaubens ist etwas anderes. Sie ist durch Jesus Christus bestimmt. Er hat den unmittelbaren Zugang zu Gott geöffnet und mit allem Opferkult ein für alle Mal Schluss gemacht.

Über die Herkunft des Hebräerbriefs ist wenig bekannt. Der Name des Schreibens stammt aus späterer Zeit. Wahrscheinlich ist es in den gebildeten Schichten der Millionenmetropole Alexandrien entstanden. Schon die Sprache verrät das, das hervorragende Griechisch ist in der Bibel einmalig. Entstanden ist die Schrift in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts, Genaueres weiß man nicht. Das Feuer des Anfangs hatte in den christlichen Gemeinden nachgelassen und drohte da und dort sogar zu erlöschen. Gut, dass sich jemand hingesetzt hat und den Glauben noch einmal gründlich durchdenkt. Der Hebräerbrief zeigt: Theologie und Schriftauslegung auf der Höhe der Zeit, der Wissenschaft, stärken das Bekenntnis und das Leben aus dem Glauben, und das gilt bis heute.

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist das in der Lutherbibel sogenannte „Lobopfer“, das die Glaubenden darbringen. Aber es ist kein Lippenbekenntnis, es ist eine Lebensform. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, vergesst nicht. Daran erinnert der Hebräerbrief auch die evangelischen Gemeinden, die an diesem Sonntag das Erntedankfest feiern. Nur was geteilt wird, wird ganz.

Der Hebräerbrief bleibt wohl ein Fremdling. Sprache und Vorstellungswelt scheinen aus weiter Ferne zu kommen. Aber ich staune immer: Wenn ich mich darauf einlasse öffnet sich ein ganzer Kosmos von persönlicher Nähe, von gesellschaftlicher Aktualität, auch von politischer Sprengkraft, - und das alles gründet in geistlicher Tiefe.