Unternehmensgründer: Der Start ist mühsam

Knapp 30.000 neue Unternehmen sind im Vorjahr in Österreich gegründet worden - ein neuer Rekord. Aber die Jungunternehmer haben einen steinigen Weg hinter sich: Bürokratische Hürden, Finanzierungsprobleme und Nachzahlungen beim Finanzamt und den Sozialversicherungen machen den Start mühsam und das Durchhalten schwer.

Zwei Jungunternehmerinnen

Astrid Petermann

Mittagsjournal, 14.10.2014

Geld und Bürokratie

In einer Wohnung in Wien Brigittenau wird gerührt, gemixt und geknetet. Viktoria Schopf und ihre Studienkollegin Johanna Rosenberger bereiten gerade Kuchen und Törtchen für ein Catering vor. Ihre Wohnung ist Büro und Backstube in einem. Doch das soll sich schon bald ändern: "Wir können gut backen, und wollen das auch beruflich machen."

Und wie wollen sie sich von der Konkurrenz abheben? "Nicht nur ein Atelier, sondern ein Atelier mit Lesungen, Ausstellungen,.." Um ihre Geschäftsidee zu finanzieren, wollen Viktoria und Johanna Fördertöpfe anzapfen und Geld bei Verwandten ausborgen. Ein Bank-Kredit komme für sie nicht in Frage: "Wir müssen damit rechnen, dass wir in den ersten Jahren keinen Gewinn machen, da können wir uns keine Schulden aufhalsen."

Die Finanzierung - das ist für viele junge Gründer das Schreckgespenst schlechthin. Denn Banken sind bei der Kreditvergabe zurückhaltend.
Und im Gegensatz zu Großbritannien oder den USA gibt es bei uns auch nur wenig Risikokapital, also private Geldgeber, die ihr Vermögen in Unternehmensgründungen stecken. Herbert Rohrmaier, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft, wünscht sich hier mehr steuerliche Anreize - und wenige bürokratische Hürden: "Da geht es z.B. darum, dass ein Zimmer 16 Zentimeter zu klein ist und deshalb jemand einen neuen Mitarbeiter nicht einstellen kann. Es gibt den Grundsatz Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, aber wer soll 1.209 Arbeitnehmerschutzgesetze tatsächlich im Fokus haben?"

Falle nach vier Jahren

Und dann ist da noch die Sache mit den Nachzahlungen: Wer in Österreich ein Unternehmen gründet, der hat in den ersten drei Jahren eine Schonfrist. Das heißt, für Pensions- und Krankenversicherung wird hier nur ein Mindestbeitrag fällig. Im vierten Jahr wird die Beitragsgrundlage dann allerdings geändert. Und wer mit seinem Unternehmen schon etwas verdient hat, der muss Beiträge nachzahlen. Für viele Jung-Unternehmer ist das ein echter Stolperstein. Rohrmaier aber relativiert: "Man muss halt schauen, dass man da rechtzeitig vorsorgt, da hat schon viel Aufklärung stattgefunden."

Dass es heute mehr Anlaufstellen als früher gibt, sagt auch Unternehmensberaterin Selma Prodanovic. Wirklich leicht sei es für junge Gründer aber immer noch nicht: "Es ist zwar schon besser als früher, es gibt jetzt Stellen, an die man sich wenden kann." Eines gehe ihr aber nach wie vor ab, so Prodanovic - nämlich, dass an Schulen wieder mehr wirtschaftliche Basics vermittelt werden.

"Ich hab vier Fremdsprachen gelernt, aber wirtschaftlich - null", gibt auch Neo-Unternehmerin Viktoria Schopf zu. Ihren Businessplan haben die beiden Studentinnen deshalb gemeinsam mit einer Mentorin ausgearbeitet. Dass ihr Projekt scheitern könnte, glauben sie nicht: "Ich wäre richtig glücklich, wenn unser Café offen ist und es kommt zum ersten Mal jemand rein, der nicht von unsrem Freundes- und Bekannten-Kreis ist - super!"