"Im Ö1-Journal zu Gast"

Siegfried Wolf: Mit Spekulationen Schaden angerichtet

Turbulenzen um die Führung des österreichischen staatsnahen Energiekonzerns OMV haben diese Woche die heimische Politik beschäftigt. Die sofortige Ablöse von OMV-Chef Roiss war nach einer turbulenten Sitzung vom Tisch, der Abgang ist jetzt im Juni 2015. Auch die Rolle von ÖIAG-Chef Kemler steht am Prüfstand, auch bei ihm wurde der Ruf nach Ablöse laut. Aufsichtsrats-Chef der ÖIAG ist Siegfried Wolf. Er sagt im Ö1-Mittagsjournal zu Gast, er beteilige sich nicht an Spekulationen. Es sei damit schon genug Schaden in den letzten Tagen angerichtet worden. Die Probleme würden intern geregelt.

Mittagsjournal, 18.10.2014

ÖIAG-Aufsichtsratschef Siegfried Wolf im Gespräch mit

Siegfried Wolf

APA/HANS PUNZ

Turbulenzen um die Führung des österreichischen staatsnahen Energiekonzerns OMV haben diese Woche die heimische Politik beschäftigt. Nach neunstündigen Beratungen des OMV-Aufsichtsrats am Dienstag wurde beschlossen, dass OMV-Chef Gerhard Roiss vorzeitig gehen muss. Zunächst hieß es, mit sofortiger Wirkung, später, Roiss bleibt doch bis Juni 2015.

Unkoordiniert und unprofessionell - das waren die Kommentare tags darauf, auch von Regierungsseite. Prompt ist auch die Staatsholding ÖIAG, die den Bundesanteil der OMV verwaltet, ins Gerede gekommen. Die ÖIAG habe dem Chaos bei der OMV zulange zugesehen und sich dilettantisch verhalten. Regierung wie Opposition rufen nun laut nach einer raschen Reform.

Zentraler Kritikpunkt ist die Tatsache, dass sich der OIAG-Aufsichtsrat derzeit selbst erneuert und die Regierung nicht mitreden kann. Das soll nun geändert werden. Auch die Ablöse von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler steht im Raum. Aufsichtsrats-Chef der ÖIAG ist Siegfried Wolf und damit für die Kontrolle der ÖIAG zuständig. Im Ö1-Mittagsjournal zu Gast sagt Wolf, er beteilige sich nicht an öffentlichen Personal-Spekulationen. Damit hätten schon andere genügend Schaden angerichtet. Die Gremien des ÖIAG-Aufsichtsrates würden nächste Woche entscheiden.

Wolf tritt dafür ein, nach Lösungen und nicht nach Schuldigen zu suchen, wie dies oft in Österreich oft der Fall sei. Fest stehe, dass im Fall OMV der Börsekurs seit Monaten nach unten gehe, während vergleichbare Unternehmen mit einem positiven Kurs aufwarten. Der Aufsichtsrat sei nach den Streitereien in der Führungsebene nun eingeschritten. Die Abstimmung sei einstimmig erfolgt. Und die Entscheidung sei jetzt respektieren. Nicht konkret äußern wollte er sich zu der Frage, warum der Vertrag von OMV-Chef Roiss noch im Vorjahr verlängert wurde, obwohl schon seit 16 Monaten die Probleme im Unternehmen bekannt waren. Man müsse sich natürlich die Frage stellen, ob das richtig war, aber er werde sich darüber mit den betroffenen Personen selbst unterhalten.

Auch über die Zukunft von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler blieb Wolf wage. Personalspekulationen in der Öffentlichkeit lehne er ab. Nächste Woche werde es ein Gespräch mit dem Regierungsvertreter, Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) geben. Schelling hat sich zuletzt relativ unmissverständlich für einen vorzeitigen Abgang Kemlers ausgesprochen. Wolf gibt sich zuversichtlich, dass es dabei zu einer gemeinsamen Lösung kommen werde. Er werde natürlich die Meinung des Finanzministers und Eigentümervertreters respektieren.

Die Regierung will als Konsequenz der OMV-Turbulenzen eine Reform der ÖIAG und hat dazu eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Wolf wünscht sich hier den Aufbau neuer Strukturen, die unabhängig von Personen erfolgen. Auch ein striktes Ferngehalten von Parteipolitik, letztlich aber doch die Möglichkeit für die Verantwortungsträger in der Regierung, wenn es notwendig sein sollte, einzuschreiten. Das Motto sollte lauten: was bringt es dem österreichischen Steuerzahler.

Nicht abgeneigt zeigt sich Wolf gegenüber einer Ausdehnung der ÖIAG-Agenden auf weitere staatsnahe Unternehmen. Ziel sollte die Versorgungssicherheit Österreichs sein. Bei einer umfassenden Strukturänderung sollte der Mehrwert für Österreich im Vordergrund stehen. Die ÖIAG neu müsste sich einerseits mit der Verwaltung und der Beaufsichtigung der börsenotierten Unternehmen befassen, andererseits mit den Infrastrukturnotwendigkeiten. Hier gebe es einiges an Synergieeffekten zu lukrieren. Und letztlich auch eine Vorsorge in Richtung Bankensicherheit.

Über seine eigene Zukunft in der ÖIAG meint Wolf, er stehe möglicherweise weiter zur Verfügung wenn seine Expertise gefragt sei. Nicht zur Verfügung stehe er aber, wenn er nach jemandes politischer Pfeife tanzen müsse.

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