Pflegekarenz: Wenig Zuspruch

Pflegekarenz und Pflegeteilzeit, seit Anfang des Jahres gibt es diese Möglichkeiten; man kann drei Monate Auszeit nehmen, oder weniger arbeiten, um sich um Angehörige zu kümmern. Allerdings nutzen das nur ganz wenige, nur rund 600 Personen. Die Interessengemeinschaft Pflegender Angehöriger wundert das nicht. Denn die Wirtschaft hat sich ausbedungen, dass der Chef zustimmen muss, wenn jemand in Pflege-Karenzgeht. Und so hört sich das Modell besser an als es ist

Morgenjournal, 18.10.2014

Nur 600 in Pflegekarenz

Beruf und Pflege besser vereinbar machen und so Familien entlasten - das ist das Ziel von Pflegekarenz und Teilzeit. Wer Angehörige pflegt, der kann sich drei Monate karenzieren lassen, ist in der Zeit vor Kündigung geschützt und bekommt Karenzgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes, maximal 1.400 Euro monatlich. Analog dazu kann man auch die Arbeitszeit reduzieren, also in Pflegeteilzeit gehen.

Diese Leistungen werden im Moment allerdings nur von 600 Menschen in Anspruch genommen, sagt Birgit Meinhard-Schiebel von der Interessengemeinschaft Pflegender Angehöriger. Es sei noch viel zu wenig bekannt. Außerdem müsse die Pflegestufe 3 vorliegen und der Antrag müsste vor Antritt gestellt werden.

Erst ab Pflegestufe 3

Außerdem muss der Arbeitgeber zustimmen, will man in Pflegekarenz oder Teilzeit gehen, das sei eine weitere Hürde. Meinhard-Schiebel wundert es deshalb auch nicht, dass die Pflegekarenz vor allem von Arbeitslosen genutzt wird - sie brauchen diese Zustimmung eben nicht. Für sie ist es einfacher. Damit es das für alle wird, fordert die Vorsitzende der IG Pflegender Angehöriger, einen Rechtsanspruch. Und zweites sollte künftig schon die Pflegestufe 2 reichen, um in Pflegekarenz oder Teilzeit gehen zu können.

Wichtig sei außerdem, die Pflegekarenz und -teilzeit bekannter zu machen. Auch die besten Informationsblätter, so Meinhard-Schiebel, würden nämlich gar nicht gelesen oder erst dann, wenn es zu spät ist.