Nachruf auf René Burri

Der Schweizer Fotograf René Burri ist gestern im Alter von 81 Jahren in Zürich gestorben. Mit seinen Schwarz-Weiß-Portraits von bedeutenden Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Pablo Picasso oder Che Guevara hat er sich als Meister der Kamera weltweit etabliert.

René Burri

EPA/LAURENT GILLIERON

Burri hat lange Zeit seines Lebens in Paris verbracht und für bedeutende Magazine wie "Paris Match" gearbeitet. Im Jänner dieses Jahres war er auch noch einmal in Wien, um in der Fotogalerie Ostlicht seine Ausstellung "Doppelleben" zu eröffnen.

Kulturjournal, 21.10.2014

"Fotografie hat keine Uhrzeit"

Das Leben mit der Kamera für einen Moment festhalten - das war das Credo von René Burri. Und im Lauf seines Lebens waren das unzählige Momente. Hat er doch mehr als 30.000 Bilder allein in seinem Archiv. Begonnen hat seine Karriere schon in ganz jungen Jahren: Er war 13, als Winston Churchill seine Heimatstadt Zürich besuchte. René war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und hat Churchill abgelichtet. "Das hab ich sehr früh schon gelernt: Kamera dabeihaben. Fotografie hat keine Uhrzeit", so Burri.

Magnum-Fotograf

An der Kunstgewerbeschule in Zürich hat Burri seine Intuition für den richtigen Augenblick mit handwerklichen Fähigkeiten erweitert. Er war Dokumentarfilmer und dann lange Zeit Fotoreporter für die legendäre Agentur Magnum.

"Ich wollte immer hinter die Dinge kommen. Wenn da zu viele Fotografen waren, habe ich mich von der Szene entfernt und kam dadurch, auf einem Balkon oder in einer anderen Ecke, zu einem ganz anderen Bild", erklärte Burri in einem Interview.

Emotionen aufgreifen

Diese Bilder - wie etwa Picasso im gestreiften Leibchen oder Che Guevara mit der Zigarre im Mund - sind Ikonen der Fotografie geworden. Burri hat zwar mit Vorliebe Personen portraitiert, aber auch Landschaften und Städte dokumentiert. Das geteilte Deutschland hat er immer wieder bereist und auch den Mauerfall fotografiert. Mit der Kamera empathisch dabei sein und die Emotionen aufgreifen, das war die Haltung von René Burri.

Schockieren wollte er mit seinen Fotos nicht: "Man könnte weitergehen, aber irgendwo hat man ein Gefühl dafür, den Menschen eine gewisse Würde zu lassen." Diese wertschätzende Haltung ist es, die der Mensch und Fotograf René Burri auch in Krisensituationen und Kriegsregionen immer beibehalten hat.

Mit seinen äußerst sensiblen Momentaufnahmen hat René Burri nicht nur sein Leben erfüllt, sondern auch die Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt.

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Magnum - René Burri