Widerstandskämpferin Käthe Sasso

"Erschlagt mich, ich verrate nichts!" ist der eindrucksvolle Titel eines Dokumentarfilms von Kurt Brazda, der heute beim Jüdischen Filmfestival in Wien zu sehen ist. Die Protagonistin ist Käthe Sasso, 88 Jahre alt. Sie war als Jugendliche im Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Wien aktiv, wurde denunziert und verhaftet.

Käthe Sasso war in Gestapo-Gefängnissen in Wien und 1944 wurde sie ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Zeit ihres neuen Lebens in Freiheit kämpft sie darum, den hingerichteten Widerstandskämpfer/innen ihre Namen und Gesichter zurückzugeben.

Kulturjournal, 22.10.2014

Käthe Sasso, geboren als Katharina Smudic 1926 in Wien. Nur aufgrund ihres Geburtsjahres hat sie überlebt. Wäre sie ein Jahr früher auf die Welt gekommen, wäre sie hingerichtet worden, wie 1200 andere Widerstandskämpferinnen und -kämpfer. Da sie aber während ihrer Zeit in den Wiener Gestapogefängnissen noch unter 18 war, entging sie zwar dem Tod, wurde dann aber ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.

Käthe wuchs bei ihrer Großmutter im Burgenland auf, die sie auf Kroatisch "Majka" nannte. "Sie hat mich gelehrt, dass ein Mensch immer menschlich sein soll", erinnert sich Käthe Sasso, "und Helfen das Höchste ist, was man tun kann." An diesen Grundsatz hält sie sich bis heute.

Kurt Brazdas Film

Der Filmemacher Kurt Brazda zeichnet in seinem Film "Erschlagt mich, ich verrate nichts" die Haftzeit der jungen Käthe nach. Brazda glaubt, wie er sagt, an die "Magie des Schauplatzes". Er besuchte mit Käthe Sasso die Orte ihrer Gefangenschaft - und sie erinnerte sich als ob sie es gerade erst erlebt hätte. Im Film erzählt Sasso von ihrer Einvernahme in der sogenannten "Liesl", dem heutigen Polizeianhaltezentrum auf der Rossauer Lände.

Widerstand

Käthe war dem Beispiel ihrer Eltern gefolgt. Der Vater hatte sich 1934 dem kommunistischen Widerstand angeschlossen, musste aber 1940 als Soldat einrücken. Käthes Mutter, mit der sie gemeinsam im Rahmen der "Roten Hilfe" Angehörigen von politischen Gefangenen half, starb 1941 und Käthe setzte die Arbeit fort in der Wiener Widerstandgruppe "Gustav Adolf Neustadl".

1943 kam die 17-Jährige in das Wiener Landesgericht in eine Jugendzelle. Käthe war im vierten Stock, im Erdgeschoß fanden die Hinrichtungen statt. Trotz des Grauens, das die Frauen jeden Tag erlebten, hielten sie zusammen. Da war zum Beispiel die Schwester Restituta. Sie erklärte den Mädchen, wie sie der Zelle - zumindest für kurze Zeit - entkommen konnten.

Unerschütterliche Solidarität

Besonders zu Herzen geht Käthe Sasso auch die Fürsorge jener beiden Frauen, die in der Todeszelle einmal auf ihr Brot verzichtet hatten - um es ihr und einer anderen jungen Gefangenen, Anni Gräf, zu überlassen. Die beiden Frauen wurden hingerichtet, ebenso Schwester Restituta und auch Anni Gräf. Was alle Frauen bis zu ihrem Tod verband, war eine unerschütterliche Solidarität, erzählt Käthe Sasso.

Orte der Erinnerung

Seit 1945 kämpft Käthe Sasso darum, die Erinnerung an die über 1200 hingerichteten Widerstandskämpferinnen und -kämpfer am Leben zu erhalten. Seit dem letzten Jahr ist die sogenannte "Gruppe 40" am Zentralfriedhof, wo die Menschen begraben sind, wieder ein würdiger Ort der Erinnerung - dank Käthe Sassos Engagement. Und am Landesgericht in Wien hängt mittlerweile auch eine Gedenktafel für die Hingerichteten.

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