Abdullah-Zentrum: Palais zu billig erstanden?

Das nach dem Saudi-Arabischen Monarchen benannte König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog in Wien kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach den verharmlosenden Aussagen von Claudia Bandion-Ortner, der früheren Justizministerin und jetzigen Vize-Generalsekretärin des Zentrums zu Hinrichtungen in Saudi-Arabien, wollen die Grünen jetzt den Preis für das Gebäude erfahren. Denn das Zentrum befindet sich in einem prunkvollen Ringstraßen-Palais. Der Wirtschaftsminister soll eine parlamentarische Anfrage der Grünen beantworten und erklären, warum das Palais vergleichsweise günstig an die Saudis ging.

Prinz Saud Al-Faisal Bin Abdulaziz Al-Saud

APA/DRAGAN TATIC

Morgenjournal, 25. Oktober 2014

Grüne: Ausschreibungsfristen nicht eingehalten

Mondäne Lage im Zentrum Wiens, Deckengemälde von Gustav Klimt, große Teile der Original-Ausstattung aus dem späten 19. Jahrhundert und aufwendig renoviert: das König-Abdullah-Zentrum logiert in einem Ringstraßen-Prunkbau. Das Gebäude wurde 2011 von Saudi-Arabien gekauft, nur zwei Monate, nachdem die Bundesimmobiliengesellschaft BIG im Namen der Republik ihre Verkaufsabsichten verlautbart hatte. Den Leitlinien der Europäischen Kommission entsprechend müsste ein Angebot aber mindestens zwei Monate in der nationalen oder internationalen Presse ausgeschrieben sein, sagt Gabriela Moser von den Grünen. Dann gäbe es erst die entsprechenden Verfahren: Wertgutachten, die Auswahl des bestgelegten Anbotes etc.

Günstiger Verkaufspreis für Top-Lage

Außerdem habe die Bundesimmobiliengesellschaft ein Kaufpreis von nur 8,5 Millionen Euro erwartet. Das sei für ein derart großes Palais in einer solchen Lage ein überaus günstiger Preis, beurteilt Moser. Vergleiche man das etwa mit dem Palais Trauttmansdorff oder der ehemaligen Bawag-Zentrale, so wurden bei beiden Verkäufen Erträge in zweistelliger Millionenhöhe erzielt.

Laut Moser stellt sich deshalb die Frage, ob die Rebublik nicht wieder, wie schon des öfeteren, unter dem eigentlichen Preis verkauft hat. Beantworten muss das jetzt innerhalb von zwei Monaten der für die BIG zuständige Wirtschaftsminister, Reinhold Mitterlehner von der ÖVP. An ihn haben die Grünen eine parlamentarischen Anfrage gerichtet.