Brasilien: Dilma Rousseff bestätigt

Bei der Präsidenten-Stichwahl in Brasilien konnte sich Präsidentin Dilma Rousseff von der gemäßigt linken Arbeiterpartei gestern gegen ihren Mitte-Rechts-Herausforderer Aécio Neves durchsetzen. Mit einem extrem knappen Ergebnis von 51,64 Prozent wurde sie im Amt bestätigt.

Morgenjournal, 27.10.2014

Aus Rio de Janeiro berichtet

Korruption und Klassenkampf

Es war das knappste Wahlergebnis bei Präsidentschaftswahlen in der brasilianischen Geschichte. Der Stichwahl war ein heftiger und teilweise hässlicher Wahlkampf vorausgegangen, der die Bevölkerung stark polarisiert hat. Eines der wichtigsten Wahlkampfthemen war Korruption.

Jubelstimmung im Ausgehviertel Lapa in Rio de Janeiro. Hier haben sich Anhänger von Dilma Rousseff versammelt, um die Auszählung via Leinwand mitzuverfolgen. Soeben wurde verkündet: Dilma Rousseff hat die Wiederwahl geschafft. Knapp, aber doch: mit 51,64 Prozent der Stimmen konnte sich die Mitte-Links-Kandidatin gegen ihren konservativen Herausforderer Aécio Neves durchsetzen. Ihre Anhänger tanzen auf den Straßen, trotz strömenden Regens.

Selten zuvor sei es bei Wahlen so sehr im einen Klassenkampf gegangen, meint ein Dilma-Anhänger. Aécio Neves hatte vor allem den Unternehmenssektor und Wohlhabende Menschen hinter sich. Dilma Rousseff die niedrigeren Einkommensschichten. Zwischen den Gruppen kam es zu hässlichen Anfeindungen.

Rousseff ruft zu Einigkeit auf

Die Wahl blieb spannend bis zum Schluss. Lange Zeit lagen die beiden Kontrahenten Kopf an Kopf in den Umfragen. In den letzten Tagen vor der Stichwahl hatte noch dazu ein Zeitungsartikel für Aufregung gesorgt. Dieser beschuldigte Dilma Roussseff und ihren Vorgänger Lula da Silva, vom Korruptionsskandal rund um den staatlichen Erdölkonzern Petrobras gewusst zu haben. Nein, sie habe diese Anschuldigungen nie geglaubt, betont eine Dilma-Wählerin. Das sei eine Aktion dieser regierungsfeindlichen Zeitschrift gewesen, um die Wahlen zu manipulieren. In ihrer Dankesrede sagte Dilma Rousseff der Korruption neuerlich den Kampf an: Für ihre zweite Amtszeit versprach die frisch Wiedergewählte, sie wolle jetzt eine noch bessere Präsidentin sein als bisher und rief gleichzeitig die Brasilianer zur Einigkeit auf. Eine Wahl dürfe das Land nicht spalten.

Wahlverlierer Aécio Neves gratulierte der Gewinnerin und betonte, oberste Priorität müsse jetzt sein, das Land wieder zu vereinen und ein „ehrliches Projekt“ für ganz Brasilien zu starten. Auf die alte neue Präsidentin warten in den kommenden vier Jahren große Herausforderungen: die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln, Inflation bekämpfen und vor allem: Vertrauen in die Politik wieder herstellen.