Zum 200. Geburtstag des Erfinders des Saxofons

Das Genie mit falschem Vornamen

Am 6. November 1814 kommt Antoine Joseph Sax im damals zu Frankreich gehörenden Dinant zur Welt. Er wird das älteste von elf Geschwistern sein, und schon bald unglücklich mit seinem Vornamen. Später nennt er sich "Adolphe".

Laut Schlussakte des Wiener Kongresses wird Sax' Heimatort 1815 den Niederlanden zugeschlagen und der Vater, Charles Joseph Sax, übersiedelt mit seiner Frau und dem kleinen Sohn in das frankofone Brüssel. Vater Sax, ein gelernter Tischler, baute unter Napoleons Herrschaft Spinnmaschinen und beschließt nun, sich als Instrumentenbauer selbstständig zu machen. In seiner Werkstatt naher der Brüsseler Oper stellt er zunächst Flöten, Serpente, Klarinetten und Fagotte her.

Vaters Werkstatt lockt

Bereits 1818 wird er zum Hoflieferanten ernannt und erweitert sein Angebot um Tasten- und Saiteninstrumente. Mehrmalige Expansionen und Umzüge der Werkstatt belegen seinen Erfolg. Lediglich im Revolutionsjahr 1830 kommen seine Geschäfte zum Erliegen - um allerdings im neu gegründeten Staat Belgien bereits 1833 wieder zu florieren, als er den Auftrag für die Ausstattung der Militärkapellen mit Instrumenten bekommt - ein Erwerbszweig, der auch dem Sohn später zugutekommen sollte. Adolphe und seine zehn Geschwister verbringen viel Zeit in der väterlichen Werkstatt.

Bereits als Elfjähriger konnte Adolphe sämtliche Teile einer Klarinette herstellen und zusammenbauen. Vater Sax ließ alle Söhne Instrumentalmusik, Gesang und Musiktheorie studieren, wobei Adolphe es auf der Klarinette zu wahrer Meisterschaft brachte. Die Klarinette war auch jenes Instrument, mit dem er als Instrumentenbauer erstmals internationale Beachtung erringen konnte.

Der Zwanzigjährige arbeitete im väterlichen Betrieb bereits in leitender Funktion und bekam mit nur 21 Jahren die Möglichkeit, seine "Buchsbaumklarinette mit 24 Klappen" - eine Version der "All-Ton-Klarinette", die in allen Tonarten gleichermaßen gut gespielt werden konnte - auf der belgischen Nationalausstellung zu präsentieren. Die lobende Erwähnung in einem Ausstellungsbericht war nur der erste Schritt zu internationalem Ruhm.

Lob von Hector Berlioz

Den nächsten bildete eine längere Paris-Reise, auf der Adolphe Sax Hector Berlioz traf. Der Musikschriftsteller, Kritiker und Komponist wohnte einer Demonstration von Sax’ Instrumenten am Pariser Konservatorium bei und resümierte darüber in einem Artikel, der am 12. Juni 1842 im "Journal des débats politiques et littéraires" erschien. Berlioz lobte den belgischen Instrumentenbauer und schrieb wörtlich:

Berlioz meinte damit die Vereinheitlichung der Bauweise von Blechblasinstrumenten, die Sax jeweils in "Familien" zusammenfasste und auf C gestimmt baute, damit sich der Umstieg für den Musiker vom Sopran- auf beispielsweise das Tenorinstrument einfach und unkompliziert gestaltete. Vor allem aber lobte Berlioz das neuartige "Saxofon", ein Blasinstrument, das den Namen seines Schöpfers trug.

Was aber ist das Besondere am Saxofon?

Es gehört zur Familie der Holzblasinstrumente, ist mit Klappen ausgestattet, wird mit einem Mundstück, das ein Rohrblatt enthält, gespielt - doch der Korpus des Instruments ist aus Blech. Dies ermöglichte einen ganz neuen Klang, wie Berlioz schreibt:

Patente und Konkurs

Noch im selben Jahr übersiedelte der noch nicht 28-jährige Adolphe Sax nach Paris, wo er sich 1843 mit einer Instrumentenfabrik etablierte.

Im März 1846 erhielt Sax Patente für die von ihm entwickelte Saxofon-Familie vom Sopranino bis zum Subkontrabass. Es waren dies natürlich nicht die einzigen Patente, die er im Laufe seines Lebens erhielt. Viele wurden von Rivalen angefochten. Die Gerichtsverfahren, die er alle für sich entscheiden konnte, zehrten sein Vermögen auf und Sax ging trotz seines Erfolgs 1856 und 1873 in Konkurs.

Ein fixes Einkommen sicherte ihm die Unterrichtstätigkeit am Pariser Konservatorium. Er war offenbar ein guter Lehrer: In den 14 Jahren, die Sax das Fach Saxofon unterrichtete, konnten seine Schüler 27 Medaillen erringen.