"Hypotopia" vor Parlament "versenkt"

Mit 19 Milliarden Euro könnte man eine Bank retten, zum Beispiel die Hypo Alpe Adria. Man könnte aber auch eine Stadt bauen, dachte sich eine Gruppe Studierender der Wiener Technischen Universität und hat ein Modell dieser Stadt am Wiener Karlsplatz aufgebaut. Gestern haben sie die Stadt wieder in ihre 3.400 Einzelteile zerlegt und einen Teil der 70 Tonnen Beton zum Parlament getragen - und dort in einem Baucontainer versenkt.

Modellbau "Hypotopia"

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Morgenjournal, 31.10.2014

Es war einmal eine blühende Stadt mitten in Österreich. Sie bot über 100.000 Menschen Arbeitsplätze, Wohnungen und Freizeitmöglichkeiten. Die Stadt hieß Hypotopia.

Weit über 1000 Menschen sammelten am Karlsplatz die Betonklötze ein, die Hypotopia als Bausteine gedient hatten und trugen sie in einem Protestzug zum Parlament. Einkaufswagen, Plastiksäcke, Fahrräder - alles hielt als Steintransporter her. Vor dem Parlament wurden die Betonklötze in Baucontainer geworfen.

Demokratie aktiv gestalten

Initiator des Gedankenprojektes "Hypotopia" ist der TU-Student Lukas Zeilbauer. Er rechnete zuerst die 19 Milliarden in Einfamilienhäuser um und beschloss dann, eine Stadt zu planen. Damit wollte er zeigen, worum es seiner Meinung nach beim Hypo-Skandal geht: "Das ist ein riesengroßes Verbrechen und es kann in Österreich nicht mehr so weitergehen, dass es einfach toleriert wird. Es sind schon lange Grenzen überschritten. Wir müssen aufstehen und die Demokratie von unten her gestalten", sagt Zeilbauer.

Unterstützung bekam er unter anderem von der Architekturstudentin Diana Contiu. Sie ist zufrieden mit dem Ergebnis der Aktion: "Das Ziel war, eine Diskussion anzuregen," was ja, wie das Feedback zeigt, gelungen sein. Peter Kuttner, ebenfalls Architekturstudent, meint: "Menschen verstehen jetzt besser die Zusammenhänge und wir hoffen, dass sich viele ein Beispiel nehmen und ähnliche Projekte machen."

Eine realisierbare Vision

Übrigens: Hypotopia war nicht nur als eine durchschnittliche Stadt geplant, sondern als besonders menschenfreundliche Stadt: mit ausreichend Grünflächen und Sportplätze. Die Stadt wäre autofrei gewesen und wäre mit erneuerbarer Energie versorgt worden und es hätte einen riesigen Bildungs-Campus für alle Generationen geben. Aber anstelle solch zukunftsweisender Visionen wird nun eine Bank gerettet.

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