Aliyev-Anklage: "Geschlossene Indizienkette"
Die Staatsanwaltschaft Wien dürfte knapp vor einer Anklage wegen Doppelmordes gegen den kasachischen Ex-Botschafter in Österreich, Rakhat Aliyev, stehen. Ö1 ist eine 14-seitige aktuelle Stellungnahme der zuständigen Staatsanwältin zugespielt worden. Sie schreibt von einer "geschlossenen Indizienkette, die Aliyev des Mordes an zwei Managern seiner Bank in Kasachstan im Jahr 2007 dringend verdächtig mache".
8. April 2017, 21:58
Und es wird jetzt auch bekannt, dass ein wegen der Entführung der Bankmanager Mitbeschuldigter ein Geständnis abgelegt hat.
Morgenjournal, 31.10.2014
"Erdrückende Beweislage"
Nach der Vernehmung von 90 Zeugen in Österreich und per Videokonferenz in Kasachstan schreibt die Staatsanwältin sogar von einer erdrückenden Beweislage. Zum Motiv für den mutmaßlichen Mord an zwei Bankmanager im Jahr 2007 heißt es in ihrer Stellungnahme von Ende September: "Bei Aliyev kam der Verdacht auf, dass sie sich mit Hilfe von rechtswidrigen Krediten der Nurbank ein Unternehmensimperium aufgebaut und sich auf 'seine Kosten' finanziell bereichert haben."
Um die Manager zu Zahlungen und einem Geständnis zu zwingen, seien sie entführt worden. Ein beschuldigter Ex-Aliyev-Chauffeur hat gestanden: "Ich habe die Bewachung dieser Leute im Auftrag von Aliyev durchgeführt. Ein Bankmanager war mit Plastikbügeln am Heizkörper gefesselt."
Die Frauen der Manager sind damals an die Öffentlichkeit gegangen. Die Staatsanwältin schreibt: "Als Aliyev klar wurde, dass aufgrund der medialen Berichterstattung über das Verschwinden der Nurbank-Manager deren Übergabe an die Finanzpolizei nicht mehr in Frage kam, schmiedete er den Tatplan, die Opfer zu töten und an einem sicheren Ort zu verstecken."
Verdacht der Manipulation
Allerdings gibt es keine unmittelbaren Mordzeugen. Und Aliyev-Anwalt Stefan Prochaska spricht nach wie vor von einem indirekt vom kasachischen Staatschef Nasarbajew manipulierten Verfahren. Zuletzt habe sich herausgestellt, dass ein in Österreich lebender Zeuge 100.000 Euro aus Kasachstan erhalten habe. Die Staatsanwältin hingegen schreibt, es habe sich nicht erhärtet, dass das Strafverfahren von der kasachischen Justiz oder vom Geheimdienst manipuliert sei. "Es entstand vielmehr der Eindruck, dass es sich um ein mit viel Einsatz der kasachischen Behörden geführtes Ermittlungsverfahren handelte.“ Ein Vorhabenbericht, in dem wohl die Mordanklage gegen Aliyev und zwei weitere U-Häftlinge in Wien geplant wird, soll schon im Justizministerium liegen.