"Universum History - Stonehenge"

Stonehenge neu entdeckt

Stonehenge. Der berühmteste Megalithbau Europas steht nicht für sich alleine. Er ist sozusagen die Spitze eines Eisbergs - der heute noch sichtbare Rest einer über Jahrtausende genutzten komplexen, rituellen Landschaft.

Das ist das Resultat des Hidden Landscape Projekts. Vier Jahre haben Archäologen des Ludwig Boltzmann-Instituts Wien gemeinsam mit Kollegen der Universität Birmingham die Landschaft rund um Stonehenge untersucht. Und zwar mit den archäologischen Instrumenten der Zukunft - Magnetometrie, Bodenradar und 3D-Scan. Der Blick in den Untergrund lädt ein, die Geschichte von Stonhenge neu zu schreiben.

Morgenjournal, 21.11.2014

Caroline Haidacher

Stonehenge: Europas berühmteste prähistorische Ikone

Stonehenge: Europas berühmteste prähistorische Ikone

ORF/Interspot/October Films

Stonehenge. Der berühmtester Megalithbau Europas steht nicht für sich alleine. Er ist nur die Spitze eines Eisbergs – der heute noch sichtbare Rest einer über Jahrtausende genutzten komplexen, rituellen Landschaft. Das ist Resultat des Hidden Landscape Projekts. Vier Jahre haben Archäologen des Ludwig Boltzmann-Instituts Wien gemeinsam mit Kollegen der Universität Birmingham die Landschaft rund um Stonehenge untersucht. Und zwar mit den archäologischen Instrumenten der Zukunft – Magnetometrie, Bodenradar und 3D-Scan.

Der Blick in den Untergrund lädt ein, die Geschichte von Stonhenge neu zu schreiben.
Hunderte Holz- und Steinkreise, Gruben, Hügel und Gräber – verborgen in der Landschaft 14 qkm rund um Stonehenge. All das haben die Wissenschafter digital ans Tageslicht gebracht. Längst bekannte Objekte können dadurch neu interpretiert werden. Wie der mindestens fünfeinhalbtausend Jahre alte Cursus, ein 3 km langer Wallgraben. Früher hat man ihn für eine römische Rennbahn gehalten. Beim Blick ins Erdreich aber wurden an seinen Enden zwei Gruben entdeckt, die offenbar als astronomische Messpunkte dienten. Von dort aus markieren die Sonnenstrahlen den Punkt, an dem rund 15 Generationen später Stonehenge errichtet wird. Paul Garwood, Archäologe der Uni Birmingham:
Diese beiden Gruben verbinden den Cursus mit der Position von Stonehenge. Wir nehmen an, dass von diesen Punkten aus die Sonne beobachtet wurde. Durch den Cursus erhält auch Stonehenge seine Bedeutung.

Die astronomisch wichtige Position des berühmten Steinkreises war also schon ein halbes Jahrtausend vor dessen Errichtung bekannt. Diese Erkenntnis gilt als Sensation. Aber es ist nicht die einzige: 3 km nordöstlich von Stonehenge befindet sich eine ebenfalls schon lange bekannte Anlage: Durrington Walls. Ein kreisförmiger Wallgraben mit 500 Metern Durchmesser. Knapp zwei Meter darunter verbirgt sich ein weiteres spektakuläres Geheimnis. Mario Wallner, Archäologe am Ludwig Boltzmann Institut: Vor allem die Bodenradarmessungen haben gezeigt, dass unterhalb der heute noch sichtbaren Wallanlage an die 70 große Gruben bestanden haben und diese Gruben dürften einst als Fundamente für große Baumstämme oder Steine gedient haben.

Eine riesige unterirdische Kreisanlage also, die zeigt, dass dieser Ort schon lange vor der Errichtung von Stonehenge eine rituelle Bedeutung gehabt hat. Zudem wurden dort zwei Quellen im kreidehaltigen Boden gefunden. Kultorte haben oft ihren Ursprung an Stellen, an denen Wasser scheinbar magisch an die Oberfläche tritt.
Die Kreide filtert das Wasser sehr stark und ist wasserlöslich, das heißt das Wasser ist sehr klar, und in manchen Fällen entspringen diese Quellen nur zu bestimmten Zeiten, das heißt sie trocknen im Sommer aus und sind nur im Winter da und das ist ein Hinweis für uns auf die Bedeutung dieser Anlage, so Petra Schneidhofer vom Ludwig Boltzmann-Institut.

Dieses rituelle Anlage, die möglicherweise Jahrtausende vor Stonehenge errichtet wurde, lässt die Forscher spekulieren: haben sich die Erbauer von Stonehenge einfach an den Steinen des benachbarten, viel älteren Monuments bedient?

Mehr über das "Hidden Landscape project" gibt es heute im Fernsehen, in "Universum History - Stonehenge", ab 22 Uhr 45 in ORF-2.

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