Ferguson: Obama verurteilt Gewalt

Zweimal innerhalb von 24 Stunden meldet sich ein Präsident der USA zu einer Gerichtsentscheidung zu Wort. Aber Obamas Aufrufe, in Ferguson Ruhe zu bewahren, verhallen ungehört. Nach einem relativ ruhigen Abend flogen wieder Molotow-Cocktails. 2.000 Soldaten der Nationalgarde sollen in Ferguson/Missouri das Schlimmste verhindern. Und der Schock sitzt tief nach dem, was gestern Abend erst entschieden und dann geschehen ist.

Demonstration

APA/EPA/LARRY W. SMITH

Morgenjournal, 26.11.2014

Aus Ferguson,

US-Präsident Barack Obama verurteilt die Gewaltexzesse in der Stadt Ferguson. Obama spricht von kriminellen Akten. In der Nacht auf Dienstag haben Demonstranten in Ferguson im Staat Missouri Häuser und Autos in Brand gesteckt und Geschäfte geplündert. Zuvor hatte eine Grand Jury entschieden, dass ein weißer Polizist nicht wegen tödlicher Schüsse auf einen schwarzen Teenager angeklagt wird. Der Polizist spricht von Notwehr.

Auch gestern Abend versammeln sich wieder 200 bis 300 Menschen vor der Polizeistation in Ferguson – nicht schießen, schreien sie. Und sie skandieren den Namen von Michael Brown
Mehr als 2000 Soldaten hat der Gouverneur von Missouri gestern nach Ferguson beordert – sie sind in der ganzen Stadt präsent, Panzerwägen stehen an den Autobahnausfahrten
Ich entschuldige mich bei den Bewohnern von Ferguson für gestern Nacht, sagt der Polizeichef Ron Johnson am Nachmittag. Das darf nicht passieren, es ist ungerecht gegenüber den Bürgern und wir werden alles tun, damit es nicht noch einmal geschieht.

Der Rauch liegt noch in der Luft, als Ferguson gestern Morgen erwacht. Die Straßen sind verlassen, Glasscherben liegen auf dem Böden, von rund einem Dutzend Geschäften ist nichts mehr übrig: Das ist alles furchtbar, sagt ein schockierter Bewohner, der vor den eingeschlagenen Scheiben seines Autos steht. Es tut weh, diese Zerstörungen zu sehen. Leute, wie ich, wir leben hier. Das ist ebene der Preis dafür wie die Polizei mit uns umgeht, dafür, dass sie unsere Männer und Frauen töten, sagt die 60jährige Geraldine. So wie diese Häuser brennen, so brennt es auch in uns.

Präsident Barack Obama zeigt gestern hingegen wenig Verständnis: Gebäude abzubrennen, Autos anzuzünden, Eigentum zu zerstören und das Leben anderer zu gefährden, das ist destruktiv und dafür gibt es keine Entschuldigung. Das sind Verbrechen und diejenigen, die sie verüben, müssen zur Verantwortung gezogen werden.

Darren Wilson, der Polizist, der Michael Brown im August erschossen hatte, hat gestern unterdessen sein erstes Interview gegeben: Ich habe nachgedacht, kann ich ihn erschießen, darf ich das rechtlich? Erzählt er dem TV Sender ABC. Und meine Antwort war ja, wenn ich ihn nicht erschieße, dann tötet er mich. Ich habe ein reines Gewissen, ich habe meinen Job richtig gemacht.

Fassungslos reagieren gestern tausende Menschen überall in den USA, auch in New York, Los Angeles, Chicago und Washington gibt es Ausschreitungen. Und in Ferguson brennen auch in dieser Nacht Polizeiautos.