Hörspiel von Marianne Sula

Metternich oder die Verführung der Macht

Metternichs Parkett ist der Salon, seine Waffe das geschliffene Gespräch, sein Heer Spitzel und Denunzianten.

Mit ihrer Hilfe wird er nahezu vierzig Jahre lang zu verhindern suchen, dass das ideologische Erbe der Aufklärung und der französischen Revolution auch in Österreich und den deutschen Ländern Fuß fassen kann.

Metternich war die dominierende Person auf dem Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) zur Neuordnung Europas. Metternichs Ziel war die Bildung eines deutschen und eines italienischen Staatenbundes, in deren Rahmen jeweils Österreich die Führungsmacht werden sollte.

Regiebesprechung

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

… der größte Schurke Europas! …

Metternich ist von seinem Selbstverständnis her ein Vertreter des Ancien régime, weltoffen, eloquent, ein "homme de femmes", der Mätressen neben der Ehefrau für absolut legitim hält. Seine grande passion Wilhelmine von Sagan hingegen ist bereits ein Kind der neuen Epoche der Romantik, sie versucht, wie in Schlegels "Lucinde" propagiert, Liebe und Ehe zu vereinen und scheitert zwangsläufig. Ihr, der politisch Interessierten, bleibt in einer Welt der Männer lediglich der Salon, um zu brillieren. Ihre "politische" Korrespondenz mit Metternich in den Jahren von 1813-1815 hat sie auf Metternichs Wunsch hin später verbrannt. Das gibt Anlass zur Vermutung, dass viele der von Metternich umgesetzten diplomatischen Winkelzüge in Wahrheit auf Wilhelmine von Sagan zurückgehen ...