Werben um Jungärzte

Immer mehr Stellen von Krankenhausärzten bleiben zusehends unbesetzt, und immer schwieriger wird es für Gemeinden - vor allem in dünner besiedelten Gebieten -, eine niedergelassene Ärztin, einen Arzt zu finden. Von den ganz jungen Medizinabsolventen wandern manche aus, weil sie sich zum Beispiel in Deutschland und in der Schweiz bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung erhoffen. Krankenhauserhalter und Gemeinden versuchen gegenzusteuern - mit teilweise unkonventionellen Mitteln und bisher nicht gebotenen Zuckerln.

Morgenjournal, 17.12.2014

Per Steckbrief gesucht

Wanted - Vorarlberg sucht Turnusärzte - Reward: 68.000 Euro". Mit einem Flugblatt, ganz im Stil eines Western- Steckbriefs, wie im klassischen Western, werben die Vorarlberger Landeskrankenhäuser um neue Turnusärzte. Im Bild, die also steckbrieflich gesuchten: Ein Jungarzt der eine Krücke in den Armen hält, einer Winchester gleich und eine Jungärztin, die eine spritzenähnliches Gerät in der Hand hält, wie den berühmten rauchenden Colt.

Und um das Rätsel zu lösen: Die 68.000 Euro im Jahr sind das durchschnittliche Jahresbruttogehalt eines Turnusarztes inklusive Überstunden, der Nacht- und Wochenenddienste, nach Angabe der Landeskrankenhaus-Betriebsgesellschaft. Ebenfalls im Informationsangebot ein Folder für die Interessen, indem von Entlastung von administrativen die Rede ist, von Überstundenabgeltung wahlweise als Zeitausgleich oder finanziell, und auch von Hilfe bei der Wohnungssuche, sowie Kinder- und Schülerbetreuung. Nicht zu vergessen auch folgende Frage an Zugereiste bzw. Zureisungswillige: "Wussten Sie, dass die Landeskrankenhäuser mit 3.600 MitarbeiterInnen aus 48 Nationen ein internationaler Betrieb sind, und der Vorarlberger Dialekt deshalb kein Problem ist?"

Vorarlberg top

An alles scheint also gedacht. Man besuche mit den Informationen alle relevanten Jobmessen und Unis-Veranstaltung, heißt es aus der Vorarlberger Landes-Krankenhausbetriebsgesellschaft. Harald Mayer, oberster Vertreter der Spitalsärzte in der Österreichischen Ärztekammer bestätigt: Die Vorarlberger machen da einen ganz guten Job, beim Anwerben, und bei den Konditionen. Auch die Steiermark habe ein gutes Paket. Um dann doch noch ein Bundesland hinzuzufügen: Niederösterreich, das seine Hausaufgaben letztes Jahr gelöst habe.

Österreichweite Übersicht über die Anwerbemethoden und -zuckerln, habe man keine heißt es bei der Bundes-Ärztekammer - jeder Krankenhausbetreiber versucht also auf eigene Faust, und offenbar mit unterschiedlicher Intensität sein Glück. Ähnlich bei den zahlreichen Gemeinden, die immer mehr Schwierigkeiten haben, ihren pensionswilligen Arzt, die Ärztin ersetzt zu bekommen. Die Gemeinde Großarl im Land Salzburg zum Beispiel, hat jüngst sogar in einer Pressekonferenz in Wien mit Bürgermeister Johann Rohrmoser um Jungärzte geworben. Sie hat auch schon eine Ordination angemietet. Gefunden hat sich allerdings noch niemand.

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