Musee des Confluences: Coop Himmelb(l)au/Lyon

In Frankreich, wird morgen ein Museum eröffnet, auf dessen Fertigstellung 14 Jahre gewartet wurde: das Musee des Confluences in Lyon. Ein Museum, das Natur, Mensch und Technik vereinen will.

Das Raumschiffartige Gebäude wurde vom österreichischen Architekturbüro Coop Himmelb(l)au geplant. Aber nicht nur wegen seiner spektakulären Architektur hat das Museum schon vor seiner Eröffnung für Aufregung und Debatten gesorgt.

Morgenjournal, 19.12.2014

Aus Lyon,

Wer Lyon vom Süden aus erreicht, der kommt daran nicht vorbei. Auf dem Spitz der Stadt, dort wo die Flüsse Rhone und Saone zusammenfließen, ragt es empor. Das Musée des Confluences. Ein imposanter Bau der aussieht wie ein riesiger deformierter Käfer oder ein unförmiges Raumschiff, aus Stahl, Glas und Beton. Der österreichische Architekt Wolf D. Prix hat es gemeinsam mit seinem Büro Coop Himmelb(l)au entworfen.

Im Eingangsbereich, dem sogenannten Kristall, schmilzt die Glaskuppel förmlich mitten in die Empfangshalle. Dahinter steht auf drei Betonpfählen die sogenannte Wolke, eine Stahlkonstruktion die mehr als 6.000 Tonnen wiegt. Hier befinden sich die Ausstellungsräume des Musée des Confluences, das sich nicht als klassisches Naturhistorisches Museum sehen will, sondern als Ort in dem die Geschichte des Lebens erzählt werden soll, vom Beginn der Erde bis hin zum Einsatz moderner Technologie, erklärt der Kurator des Museums Nicolas Dupont:

Wir wollen in dem Museum komplexe philosophische Fragen stellen, die Frage nach dem Ursprung, woher der Mensch kommt. Die Frage nach dem Menschen in seiner Umwelt, wie Gesellschaften organisiert sind und die allerletzte Frage, die nach dem Tod. Und über die Sammlung des Museums, mit Blick auf die Geschichte, wollen wir den Besucher auf seinen eigenen philosophischen Weg schicken.

Die Vision der Museumsbetreiber: dort wo die Flüsse Rhône und Saône zusammenkommen, sollen sich auch Wissenschaft und Gesellschaft begegnen. Von Meteoriten, über Mammutskelette bis hin zu ägyptischen Sarkophagen will das Museum die großen Fragen der Menschheit aufwerfen. Aber nicht nur über die 3000 ausgestellten Exponate im Musée des Confluences ist in diesen Tagen in der französischen Presse zu lesen: dort sorgt vor allem der massive Anstieg der Baukosten für Schlagzeilen.

Ursprünglich waren für den Neubau des Naturhistorischen Museums 61 Millionen Euro vorgesehen. Heute beziffert der Generalrat des zuständigen Departements die Kosten mit 255 Millionen Euro. Und damit nicht genug, fürchtet Jean Claude Serrant, vom Verein Canol, der sich mit der Ausgabe von Steuergeld Region befasst und auch versteckte Kosten für die Instandhaltung des Museum hinzurechnet: Die Eingangshalle aus Glas, der Kristall ist ja sehr schön, aber er bleibt nur ein Kristall, wenn er regelmäßig gereinigt wird. Und wir schätzen, dass die gesamte Instandhaltung des Museums nicht wie veranschlagt 18 Millionen, sondern 30 Millionen Euro pro Jahr kosten werden. Wir wissen das aus der Erfahrung mit anderen französischen Museen, wie zum Beispiel dem Louvre in Lens. Das Musee des Confluences hat 20.000 Quadratmeter, deshalb kommen wir auf 30 Millionen.

Ob das Musée des Confluences tatsächlich der Touristenmagnet sein wird, von dem die Stadt Lyon träumt, wird sich ab der morgigen Eröffnung zeigen. Die Museumsbetreiber rechnen jedenfalls mit einer halben Million Besucher pro Jahr.