"Citizenfour": Snowden und der Überwachungsstaat

Unter dem Decknahmen "Citizenfour" hat Edward Snowden die amerikanische Filmemacherin Laura Poitras 2013 kontaktiert, um in der Folge über die fragwürdigen Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes NSA auszupacken. Dabei werden digitale Spuren jeglicher Art, von einfachen E-Mails bis zu Eingaben in Suchmaschinen und Online-Einkäufen, ausspioniert. "Citizenfour" nennt Poitras nun auch ihren Dokumentarfilm über Snowden.

Er ist Teil der Trilogie, in der die Regisseurin die Folgen des "Kriegs gegen den Terror“ nach 9/11 aufzeigt. "Citzienfour" läuft übernächste Woche in den österreichischen Kinos an.

Edward Snowdon

"Nicht Science-Fiction, sondern Realität."

POLYFILM VERLEIH

Mittagsjournal, 20.12.2014

Juni 2013. Es ist jene Woche, die das Leben von Edward Snowden grundlegend verändern wird. Der damals knapp 30jährige sitzt in einem Hotelzimmer in Hongkong und gibt Auskunft über die Massenüberwachung des US-Geheimdienstes NSA in einem bis dahin nicht bekannten Ausmaß. Snowden wirkt ruhig und vor allem entschlossen gegenüber der NSA: „Ich habe keine Angst, ihr werdet mich nicht zum Schweigen bringen.“

Programm "Tempora"

Die US-amerikanische Filmregisseurin Laura Poitras hat die Gespräche mit Snowden mit der Kamera aufgezeichnet. Sie sind das Herzstück des Films "Citizenfour" und geben Einblick in die Tage unmittelbar bevor erste Details der NSA-Affäre publik wurden. Was Poitras und die beiden Journalisten Glenn Greenwald und Ewan MacAskill von der britischen Tageszeitung "The Guradian" zu hören bekommen ist atemberaubend, zum Beispiel, dass auch der britische Geheimdienst, mit dem Programm "Tempora" Bürger umfassend bespitzle

Nachhaltiger Bewusstseinsschub

Aus heutiger Sicht ist das alles nicht neu, doch wie die Gespräche mit Snowden eine Verdichtung bekannter Informationen liefern, sorgt für einen nachhaltigen Bewußtseinsschub. Und: die Entstehung des Films selbst wird zum Demonstrationsobjekt für Snowdens Behauptungen. Allein die Kontaktanbahnung zwischen Snowden und Poitras, die heute in Berlin lebt, erfolgte extrem behutsam, mit verschlüsseltem Schriftverkehr und natürlich anonym. "Ein persönliches Treffen hat Snowden übrigens anfangs abgelehnt, aus Angst, damit die gesamte operation zu gefährden", erzählt Laura Poitras.

Unprätentiöser Held

Der Film "Citizenfour" liefert das geballte atmosphärische Unbehagen zu den Fakten. Als Snowden einmal in seinen Laptop tippt, zieht er sich ein großes Tuch über den Kopf. Das Hotelzimmer könnte ja videoüberwacht sein. Derartige Paranoia gehört eigentlich zur Grundausstattung von Agententhrillern, ein Gefühl, dass der Film "Citizenfour" schürt. Unvermeidbar schließlich die Konstruktion eines Heldenbildes, aber es ist ein sympathisch unprätentiöser Held mit einer klaren Botschaft, Zitat: "Das alles ist nicht Science-Fiction, sondern Realität."