Interventionen in der Albertina

Seit 2012 lädt die Albertina in der Ausstellungsreihe "Interventionen" zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ein, sich mit dem Museum als Speicher von Geschichte und Geschichten zu beschäftigen. Zuletzt hat sich die junge Künstlerin Birgit Graschopf mit der Fotosammlung des Hauses auseinandergesetzt.

Birgit Graschopf, Intervention

Birgit Graschopf setzt sich mit Rudolf Koppitz' Bewegungsstudie auseinander

eSeL

Kulturjournal, 02.01.2015

Künstlerische Interventionen greifen in Bestehendes ein und stellen es manchmal sogar in Frage. Für die künstlerische Befragung durch Zeitgenossen haben sich in den letzten Jahren vermehrt auch Museen interessiert, deren Bedeutung auf historischen Sammlungen beruht. Seit 2012 setzt das Kunsthistorische Museum in Wien unter der kuratorischen Leitung Jasper Sharps einen neuen Schwerpunkt im Bereich der zeitgenössischen Kunst.

Ebenfalls seit 2012 lädt die Albertina in der Reihe "Interventionen" zeitgenössische Künstler/innen ein, sich mit dem Museum als Speicher von Geschichte und Geschichten zu beschäftigen. Zuletzt hat sich Birgit Graschopf mit der Fotosammlung des Hauses auseinandergesetzt.

Drei Motive, drei Frauenkörper theatralisch in Szene gesetzt, drei künstlerische Interventionen gestaltet von der jungen Künstlerin Birgit Graschopf. Graschopf hat dafür gesorgt, dass ins Treppenhaus der Albertina Bewegung kommt: Da sieht man ein überlebensgroßes Fresko, das eine Nackte im Kreise dreier Tänzerinnen zeigt, dort wirft eine antike Gestalt dem Betrachter und der Betrachterin einen auffordernden Blick zu und eine Etage tiefer wirbelt die große Tanzpionierin Mary Wigman scheinbar schwerelos durch den Raum. Für Birgit Graschopf hat die Albertina das Archiv ihrer Fotosammlung geöffnet. Eine Sammlung, die immerhin 100.000 Objekte umfasst.

Das Museum als Speicher von Geschichten

Aus der schier unüberschaubaren Fotosammlung des Hauses hat Birgit Graschopf also drei Motive ausgewählt, die die Künstlerin mittels Wandbelichtung an die Innenwände des Hauses projiziert hat. Es sei ihr, so Graschopf, unter anderem darum gegangen, jene Sammlungsbestände des Museums, die im Verborgenen lagern, sichtbar zu machen. "Bei meiner Auswahl habe ich den Schwerpunkt auf die Darstellung des weiblichen Körpers gelegt, ich wollte Fragen, wie der Blick auf den weiblichen Körper inszeniert wird", so die Künstlerin. Das Verfahren, das Graschopf anwendet, gleicht einem fotografischen Fresko.

Graschopf hat Dianegative der ausgewählten Fotografien hergestellt und diese mittels Wandbelichtung direkt an die Innenwände des Habsburgischen Palais‘ projiziert. Ein kompliziertes Unterfangen. "Das ist ein Schwerpunkt meiner fotografischen Arbeit. Ich setze die Fotografie in Verbindung mit dem Raum. Das heißt, es wurde vor Ort eine Dunkelkammer um die Wände herum gebaut, die ich belichtet habe, dadurch entsteht direkt an der Wand eine Fotografie", sagt Birgit Graschopf.

Fotografie im Raum

Grasschopf hat Bilder, die in zwei Wiener Fotoateliers entstanden sind, in den Blick genommen. Darunter die weltberühmte Bewegungsstudie von Rudolf Koppitz, entstanden Mitte der 1920er Jahre. Zu sehen ist die Tanzgruppe Claudia Issatschenkos, drei Grazien im schwarzen wallenden Gewand, die eine Nackte mit elastisch durchgebogenem Oberkörper, flankieren. Der Frauenkörper wird wie im Jugendstil zur langstieligen Blume stilisiert, die nackte Frau ist eingefroren als Ornament. Ganz anders ein weiteres Motiv, das Birgit Graschopf ausgewählt hat.

Entstanden ist es im Atelier der österreichischen Fotografin Madame D´Ora und zwar 1915. Sie fotografierte die Hauptdarstellerin einer zeitgenössischen Elektra-Inszenierung. "Sie schaut sehr streng und sie schaut in die Kamera. Das ist unüblich für diese Zeit. Sie ist kein Objekt. Sie wirft den Blick, der auf ihr ruht zurück. Sie ist für mich eine starke Frau", erklärt Birgit Graschopf. Interventionen der österreichischen Künstlerin sind derzeit in der Albertina zu sehen und zwar auf unbestimmte Zeit.

Service

Albertina – Birgit Graschopf

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