Theater-Trilogie "Goodbye Europe" - Teil zwei

Die Geschichte wird nicht aufhören sich zu wiederholen wenn wir sie nicht aufarbeiten - diese These liegt der Theater-Trilogie "Goodbye Europe" zugrunde. Morgen wird der zweite Teil "Unter Tage" im Theater Nestroyhof Hamakom uraufgeführt. Regie führt Bärbel Strehlau.

Die Regisseurin und Autorin Strehlau schickt drei Protagonisten der Gegenwart auf eine düstere Reise in die europäische Vergangenheit. Sie spart nicht mit grotesken Szenen und großen Sprüngen zwischen den Jahrzehnten und Ereignissen.

Kulturjournal, 16.01.2015

Ein Archiv in einem Geisterbahnhof, irgendwo unter der Erde: Es ist düster im Raum. An der Wand steht ein Regal, das vollgetopft ist mit verstaubten Papiersäcken und Kisten, eine Schreddermaschine vernichtet Akten. Eine junge Frau in weißem langem Tüllrock mit einer weißen viel zu großen Maske vor dem Gesicht tanzt auf der Bühne, bewegt sich anmutig, erschreckt, tanzt weiter.

Eine politische Groteske "Unter Tage"

Die Frischlinge, die das Wesen hört und die sich verirrt haben, sind Sunny, Ivan und Aljoscha: Drei junge Menschen aus dem 21. Jahrhundert landen im dunklen Nirgendwo und müssen sich der europäischen Geschichte stellen. Während der erste Teil der Triologie "Goodbye Europe" vor allem eine Bestandsaufnahme der politischen Situation in Europa ist und sich konkret mit dem Mauerfall beschäftigt, ist "Unter Tage" eine politische Groteske, die in den Wunden, Schuldfragen und Tabus des vergangenen Jahrhunderts bohrt. Zentral im Verlauf des Stücks ist "das Wesen", übrigens hervorragend gespielt und getanzt von der Sängerin und Schauspielerin Christina Scherrer.

Das Wesen wird für die Zuschauer zu einer Orientierungshilfe. Denn in "Unter Tage" überschlagen sich die Ereignisse, überlappen sich die Zeiten: Einer meldet sich freiwillig für den Ersten Weltkrieg, der erst 1980 geboren wurde, Rosa Luxemburg kehrt zurück und erzählt, was sie denn an Lenins Stelle alles anders gemacht hätte. In einem Archiv bzw. Geisterbahnhof leben also historische Figuren, deren Taten und Wirken noch immer nicht aufgearbeitet sind. Eine dieser Figuren ist Erich Honecker, einer der mächtigsten Protagonisten der ehemaligen DDR.

Ständige Wiederholung

In ihrem Stück "Unter Tage" weist Bärbel Strehlau immer wieder darauf hin, wie sich die Geschichte wiederholen kann, wie ein Krieg, ein Konflikt dem anderen folgt. Aktuell sieht Strehlau im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland einen neuen Kalten Krieg entstehen.

Das Stück geht am Schluss wieder in unsere Gegenwart zurück. Da wird dann gemeinsam mit Politikern und Journalisten die Diskussion über Europa eröffnet. Der dritte Teil der Trilogie soll nächstes Jahr aufgeführt werden. Da wird es um Utopien gehen und darum, welche Zukunft Europa denn haben könnte.

Service

Das Stück "Unter Tage" geht am Ende immer in eine Diskussion mit prominenten Journalisten und Politikern über.

Theater Nestroyhof Hamakom

Übersicht