Anti-Extremismus-Plan an den Schulen

Experten betonen: An Schulen muss sich etwas ändern im Kampf gegen Terror und Dschihadismus. Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) lädt diese heute zu einer Arbeitsgruppe zum Thema Extremismus ins Ministerium um ein neues Maßnahmenpaket zu entwickeln. Eckpfeiler wie etwa Präventionsworkshops und eine bessere Lehrerausbildung sind schon bekannt. Teilnehmer der Arbeitsgruppe sagen aber: Das kann nur der Anfang sein.

Morgenjournal, 26.1.2015

Was tun mit Jugendlichen, die sich für den Terrorismus begeistern? An den Schulen braucht es da auch Härte, meint Sebastian Kurz, als Minister für Integration zuständig. Lehrerinnen und Lehrer sollten mehr Rechte bekommen, Schüler zu bestrafen, sie etwa zu einem Dienst am Schulstandort verpflichten, so hat's Kurz am Wochenende formuliert. Und man sollte Lehrerinnen und Lehrer besser ausbilden. In dem Punkt ist er einig mit Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Sie startet heute eine Arbeitsgruppe zum Thema Extremismus. Bessere Ausbildung, Prävention, alles schön und gut, meinen Teilnehmer an der Gruppe: Ein paar Dinge sollte man aber sofort in Angriff nehmen.

Fehler in den Schulen

Noch passieren zu viele Fehler an den Schulen, wenn es darum geht, Schüler vor Dschihadismus zu schützen, das sagt Islamforscher Thomas Schmidinger von der Universität Wien. Wenn auffällige Schülerinnen nicht stärker betreut, sondern von der Schule gewiesen werden, dann leiste man den Dschihadisten Vorschub.

Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ plant deshalb Pflicht-Lehrveranstaltungen zu Konflikt-Prävention oder Interreligiosität für alle künftigen Lehrer. Und freiwillige Fortbildungen für aktive Lehrer, so hieß es auch im "Kurier". Das reicht aber nicht, sagt dazu Schmidinger: Auch alle aktiven Lehrer und Direktoren sollten verpflichtend Kurse machen.

Mehr Sensibilität und Prävention fordert auch Dudu Kücükgöl vom Vorstand der Muslimischen Jugend Österreich, ebenfalls eine Teilnehmerin beim Expertentreffen - sie sieht noch viel Nachholbedarf. Eine Mutter hat erzählt, eine Lehrerin habe in der Klasse gefragt, wie viele Moslems es in der Klasse gebe, da haben zwei Burschen aufgezeigt. Die Lehrerin habe daraufhin gesagt: also zwei Islamisten haben wir also.

Hilfe von externen Experten

Aber nicht nur Lehrer seien gefordert, sagt Kücükgol. Hilfreich wären auch Workshops mit externen Experten, zu denen die Schüler leichter einen Dialog finden.

300 Workshops an Schulen soll es laut Unterrichtsministerium demnächst geben - zu Demokratie, Antidiskriminierung oder Interkulturalität. Abgehalten werden die Workshops von NGOs, die Kosten von 150.000 Euro will das Ministerium tragen. Auch ein neues Schulfach könnte einer Radikalisierung vorbeugen helfen, sagt Islamforscher Schmidinger: ein interkonfessioneller Religionsunterricht.

Ethikunterricht, wie zuletzt auch von der SPÖ wieder gefordert, sieht Schmidinger skeptisch: Das Grundwissen über die verschiedenen Religionen könnte zu kurz kommen.