Felix Mitterers "Boxer" in der Josefstadt

In den Tagen des Gedenkens an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren kommt ein Theaterstück gerade zur rechten Zeit: "Der Boxer" von Felix Mitterer mit Gregor Bloeb in der Hautrolle wird am Donnerstag im Theater in der Josefstadt in Wien uraufgeführt.

Mitterer erinnert in diesem Stück daran, dass auch Sinti und Roma in den KZs umgebracht wurden - wie etwa Johann "Rukeli" Trollmann, dessen Leben er nachzeichnet.

Gregor Bloeb als Johann "Rukeli" Trollmann

Gregor Bloeb als Johann "Rukeli" Trollmann

APA/THEATER IN DER JOSEFSTADT/ERICH REISMANN

Morgenjournal, 27.1.2015

Im Jahr 1933, dem Jahr der Machtergreifung der Nazis in Deutschland, wurde der aus einer Sinti-Familie stammende Boxer Johann "Rukeli" Trollmann Deutscher Meister im Halbschwergewicht. Ein Titel, den er in der Hitler-Diktatur nicht lange behielt. Dennoch wurde Trollmann noch zum Kriegsdienst verpflichtet, verwundet und 1942 ins Konzentrationslager deportiert, wo er 1944 von einem Kapo erschlagen wurde.

Blondiertes Haar, gepudertes Gesicht

Vor rund zehn Jahren machte ein Buch auf Trollmanns Schicksal aufmerksam. Es folgte ein dokumentarischer Film, in dem auch Trollmanns Tochter zu Wort kam, die ihren Vater als kleines Kind verlor: "Da wir ja im Leben nicht zusammen sein konnten, versucht man alles Mögliche zu machen, dass man ganz nah an ihm dran ist", so die Tochter.

Und das versucht nun auch der Dramatiker Felix Mitterer in seinem Theaterstück "Der Boxer" im Theater in der Josefstadt. Das Plakat zeigt den Hauptdarsteller Gregor Bloeb mit gepudertem Gesicht, denn so und mit blondiertem Haar trat Trollmann noch einmal auf, um den Rassentheoretikern die Stirn zu bieten. Einen von ihnen lässt Mitterer auch in seinem neuen Stück auftreten, das auf genauen Recherchen beruht, sich aber auch künstlerische Freiheiten nimmt.

Erst 1993 rehabilitiert

"Rukeli" Trollmann starb im einen der vielen kleineren, wenige bekannten, KZs. Erst 1993 wurde Trollman vom Boxerverband rehabilitiert, 70 Jahre nach dem Kampf um den Meistertitel übergab der Bund Deutscher Berufsboxer Ende 2003 Trollmanns Meistergürtel symbolisch an seine noch lebenden Verwandten. Inzwischen gibt es einen nach ihm benannten Weg, ein Denkmal und eine nach ihm benannte Boxhalle in Berlin, was ihm vielleicht die größte Freude gemacht hätte.

Gregor Bloeb als "Rukeli"

Der Schauspieler Gregor Bloeb hat sich nun seit Wochen intensiv am Theater an der Josefstadt mit Trollmann auseinandergesetzt. Bloeb, der für seine Darstellung des Widerstandkämpfers Franz Jägerstätter im vergangenen Jahr, ebenfalls in einem Felix-Mitterer-Stück im Theater in der Josefstadt, mit dem Nestroypreis ausgezeichnet wurde, will auch im neuen Mitterer sein Bestes geben und hat ein intensives Boxtraining absolviert. Bei der gestrigen Probe musste er wegen einer Verletzung ausfallen. Im Theater in der Josefstadt hofft man, dass er bis zur Premiere am Donnerstag wieder fit ist.

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