Bob Dylans neues Sinatra-Album

Wie kaum ein anderer hat Bob Dylan die amerikanische Musik von Folk über Blues und Gospel bis zu Rock 'n' Roll beeinflusst. Am Freitag erscheint sein 36. Studioalbum "Shadows in the Night". Dylan interpretiert darin zehn Songs von Frank Sinatra.

Für viele ist Bob Dylan der bedeutendste Popmusiker überhaupt. 125 Millionen Platten hat er auf der ganzen Welt verkauft, und er gibt immer noch an die 100 Konzerte pro Jahr.

Morgenjournal, 28.1.2015

Ein Ausschnitt aus "Stay With Me". Frank Sinatra hat den Song 1963 aufgenommen, ursprünglich ist er der Soundtrack eines Films von Otto Preminger. Für das Album "Shadows in the Night" hat Bob Dylan zehn Songs von Frank Sinatra ausgesucht und auf seine Weise interpretiert. In einem Interview vor einem Monat wehrte er sich gegen den Begriff von "Coverversionenv: Die Songs seien alle genug gecovered worden. Mit seiner Band wolle er sie vielmehr ent-covern, aus dem Grab heben und ins Tageslicht stellen.

Es handelt sich durchwegs um alte Nummern, die Songs wurden zwischen 1920 und den 1960er Jahren komponiert, manche hat Frank Sinatra sogar mehrmals aufgenommen. So findet man etwa auch "Automn Leaves" von Joseph Kosma nach einem Gedicht von Jacques Prévert, für das Johnny Mercer einen englischen Text verfasst hat. Edith Piaf hatte das Chanson sowohl auf Englisch und Französisch gesungen, es gibt eine japanische Fassung von Nat King Cole, aber auch Iggy Pop und Jerry Lee Lewis haben die Herbstblätter besungen - und jetzt Bob Dylan.

Auf dem gesamten Album wird Dylan von einer fünf-Mann-Formation begleitet: Bass, zwei Gitarren, eine Steel-Gitarre und Percussion. Dazu gibt es in manchen Nummern auch eine Posaune beziehungsweise ein französisches Horn.

Wer Bob Dylan im Juni des Vorjahres in der Wiener Stadthalle auf seiner "Never Ending Tour" gehört hat, mag von seiner wandelbaren Stimme überrascht sein. In "Shadows in the Night" entwickelt er einen weichen Groove, den man von ihm bislang noch nie gehör hat. Der allerdings gar nichts mit der Stimme von Frank Sinatra gemein hat, und jene Lügen straft, die Bob Dylan immer schon als mediokren Interpreten seiner Kompositionen gesehen haben.

"Manche finden sie schmalzig"

Man mag diese altmodischen Romanzen, oder eben nicht, manche finden sie schmalzig, meinte Bob Dylan. Für ihn seien diese Romanzen jedoch zeitlos, sie seien radikal. Vielleicht auch, weil sie nicht der aktuellen Medienkultur entsprechen, so Bob Dylan.

Altmodisch waren auch die Aufnahmetechniken: ohne Kopfhörer, ohne getrennte Tonspuren. Er selbst singt 15 cm vom Mikrophon entfernt, wie er Wert legte, zu unterstreichen. Und im Sinne von altmodisch oder alt hat die 73-jährige Musiklegende angekündigt 50.000 Stück des Albums an Abonnenten der Zeitschrift des amerikanischen Seniorenverbandes AARP zu verlosen. "Ältere Menschen seien einfach weiser", kommentierte Dylan seine Initiative.

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