Brasilien leidet unter extremer Trockenheit

Im Südosten Brasiliens regnet es schon das zweite Jahr kaum - in Sao Paulo, Rio de Janeiro und Belo Horizonte ist sowohl die Wasserversorgung der Haushalte bedroht, wie auch die Stromversorgung. Wasserkraftwerke mussten vorübergehend abgeschaltet werden.

Es ist Hochsommer in Brasilien, Temperaturen bis zu 40 Grad, die Klimaanlagen laufen Tag und Nacht. Das war vergangene Woche zu viel für die Stromproduktion im Südosten des Landes. Mehrere Kraftwerke wurden abgeschaltet, um einen System-Kollaps zu verhindern. In der 12-Millionenstadt Sao Paulo fiel teilweise die U-Bahn-aus, Krankenhäuser waren vorübergehend ohne Strom.

Das Staudammsystem Cantareira, das den Großraum Sao Paulo versorgt, ist nur zu noch zu fünf Prozent gefüllt. Es könnte in den kommenden Monaten völlig austrocknen, warnen Experten. Für die Metropole Rio de Janeiro kommen Wasser und Strom aus vier Staudammsystemen mit Kraftwerken. Zwei davon haben nicht mehr genug Wasser, um überhaupt noch Strom erzeugen zu können. Doch die Krise komme gar nicht so überraschend, meint Amaro Pereira Energie-Experte an der staatlichen Universität in Rio de Janeiro:

"Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, wo es viel zu wenig regnet. Eigentlich hätte man bereits vor einem Jahr beginnen müssen, Wasser und Strom ein wenig zu rationieren. Aber die Politik hat stets geleugnet, dass es ein Problem gibt. Schließlich standen ja Wahlen bevor."

Im Oktober 2014 fanden Präsidentschafts- und Gouverneurswahlen statt. "Rationierung" - ist in Brasilien ein gefährliches Wort. Das kostete bereits im Jahr 2001 dem damaligen Präsidenten Fernando Henrique Cardoso viel Sympathie in der Bevölkerung. Damals mussten alle - egal ob Privathaushalt oder Fabrik - 20 Prozent ihres bisherigen Energieverbrauchs einsparen.

Ähnliches könnte den Brasilianern auch jetzt drohen. Die Wasserbehörde von Sao Paulo beginnt bereits, Wasser zu bestimmten Uhrzeiten in bestimmten Stadtteilen zu rationieren. Bis Ende Februar wollen die Gouverneure der Bundesstaaten Sao Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais außerdem Pläne für Infrastrukturmaßnahmen vorlegen, um auf künftige Trockenzeiten besser vorbereitet zu sein. Einstweilen haben die Gouverneure der südöstlichen Bundesstaaten die Bevölkerung aufgerufen, freiwillig Strom und Wasser zu sparen. Angesichts der aktuellen Hitzewelle, kein einfaches Unterfangen.