Geiger Yury Revich im Porträt
Der russische Geiger Yury Revich wird mit dem diesjährigen "International Classical Music Award" ausgezeichnet und zwar wird er als "Young Artist of the Year" in der Instrumentalsparte geehrt. Der 23-Jährige, der am Wiener Konservatorium studiert, steht nicht nur als Solist auf berühmten Konzertpodien.
8. April 2017, 21:58
Er ist auch Leiter eines Streichquartetts und startete vor kurzem eine neue Konzertreihe im Alten Rathaus in Wien, die "Friday Nights".
Kulturjournal, 04.02.2015
Ein Künstler wie Yury Revich entspricht wohl den Traumvorstellungen des klassischen Musikbetriebs: Virtuos, selbstbewusst und gefühlvoll interpretiert der junge Geiger die schwierigsten und berühmtesten Werke der Violinliteratur; gutaussehend, mit blondem Haarschopf und ausdrucksstarken Augen hat er das Zeug zum Teenie-Star. Mit seinen 23 Jahren ist er schon seit längerem im Musikgeschäft und weiß um die Macht der Gewohnheit, die hier vorherrscht.
Revich entstammt einer Geigerdynastie; schon sein Urgroßvater spielte dieses Instrument. Mit fünf Jahren begann er, bei seinem Vater Unterricht zu nehmen. Drei bis vier Stunden am Tag übte er als Kind und hatte damit bedeutend mehr Freizeit als manche musizierenden Altersgenossen - auch, weil die Familie Revich bereits in Moskau wohnte.
Auftritte in Wien, New York und Mailand
Einem ökonomischen Druck war Yury Revich nicht ausgesetzt; er durfte sich später sogar aussuchen, wo er weiterstudieren wollte. Seine Wahl fiel auf das Wiener Konservatorium, wo ihn seit 2009 Pavel Vernikov unterrichtet. Zugleich ist Revich voll in den Konzertbetrieb eingestiegen, spielte in der New Yorker Carnegie Hall, an der Mailänder Scala, im Wiener Musikverein und im Konzerthaus. Hundert Konzerte spielte er allein in der vergangenen Saison.
Yury Revich hat auch abseits der ausgetretenen Pfade Erfolg: Zusammen mit Studienkollegen gründete er das Streichquartett Quatuor du Soleil, mit dem er auch weniger bekannte Werke zwischen Barock und Neuer Musik interpretiert und auch international unterwegs ist. Er malt, hat eine Schalkollektion entworfen und dreht Kurzfilme, in denen er sein Leben als Musiker thematisiert. Sein erster Film "Confusion" handelt von einem farbenblinden Musiker, der ein gehörloses Mädchen trifft, und war bei drei Kurzfilmfestivals eingeladen.
Revich leitet die European-Russian-Society, die jedes Jahr russische Kunstschaffende nach Wien bringt und Benefizkonzerte für die Tsunamiopfer in Japan und Kinder in Russland und der Ukraine veranstaltet hat. Im politischen Konflikt zwischen Russland und der EU will sich der Geiger von keiner Seite vereinnahmen lassen. Musikschaffende sollten sich vor allem für den Frieden einsetzen, sagt Revich.
Damit nicht genug, hat Yury Revich heuer mit einem Kollegen ein weiteres Projekt gestartet: Die Konzertreihe "Friday Nights" im Alten Rathaus - jeweils mit Klassik im ersten und Jazz oder Elektronik im zweiten Teil. Dabei sollen arrivierte Künstler auf junge treffen. Ende Februar werden bei der Tschaikowsky-Gala der "Friday Nights" die Musiker mit eigens designter Konzertkleidung ausgestattet. Und auch eine Fotoausstellung zum Thema Klassische Musik wurde hier kürzlich eröffnet. Eine Konzertreihe also, die künstlerisch so vielseitig zu werden verspricht wie ihr Initiator.