Von Alfred Polgar

Marlene

Mit einer kleinen Sensation hat der Zsolnay-Verlag vor kurzem die literarische Öffentlichkeit überrascht: mit einem biografischen Porträt Marlene Dietrichs, das Alfred Polgar, einer der brillantesten Autoren der Wiener Moderne, Mitte der 1930er Jahre zu Papier gebracht hat.

Marlene Dietrich

ZSOLNAY VERLAG

Der Literaturwissenschafter Ulrich Weinzierl hat das bisher unveröffentlichte Manuskript im Nachlass von Polgars Schwiegersohn in New York aufgestöbert und herausgegeben. "Er war sicher in sie verliebt", so Polgar-Biograf Weinzierl, "aber das ist jetzt nicht weiter aufregend gewesen."

Nach der Machtergreifung der Nazis flieht Alfred Polgar zunächst nach Wien und später nach Frankreich. Es geht ihm dreckig: kein Geld, kaum Veröffentlichungsmöglichkeiten und die ständige, berechtigte Angst vor einer deutschen Invasion. In dieser Situation wird Marlene Dietrich von den USA aus für Polgar tätig: mit Geld, mit Kontakten, mit Protektion.

Polgar revanchiert sich auf seine Weise: 1937 nimmt der Schriftsteller eine Dietrich-Biografie in Angriff, eine Auftragsarbeit des Wiener Verlags Wilhelm Frick. Aber der 1938 vollendete Text wird nie publiziert. Nach dem "Anschluss" Österreichs und Polgars Flucht nach Frankreich und später in die USA findet sich kein Verlag mehr, der das Projekt realisieren würde. Erst heute, ein Dreivierteljahrhundert nach ihrem Entstehen, erblickt Polgars Monografie das Licht der Öffentlichkeit.

Geistvoll, ironisch und voll federnder Leichtigkeit - so kommt Alfred Polgars feuilletonistische Hommage an Marlene Dietrich daher. Mit der Entdeckung dieses Manuskripts wird man die Biografie der Dietrich nicht umschreiben müssen - einige faszinierende neue Facetten, vor allem im Hinblick auf die Frühzeit der Diva, fügt Polgars poetische Huldigung dem Bild der Dietrich allerdings durchaus hinzu.

Service

Alfred Polgar, "Marlene - Bild einer berühmten Zeitgenossin", Zsolnay Verlag

Am 25. Februar wird das Buch im Kasino am Schwarzenbergplatz präsentiert. Es lesen Sona McDonald und Markus Meyer.
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