Von Katharina Geiser

Vierfleck oder Das Glück

Die Geschichte einer schillernden Viererbeziehung erzählt Katharina Geiser in ihrem neuen Roman "Vierfleck oder Das Glück".

Der bekannte deutsche Indologe Heinrich Zimmer hat privat ein Doppelleben geführt. Und dazu noch ein prominent besetztes: Er war mit Christiane von Hofmannsthal verheiratet, der Tochter des Dichters. Das Paar hatte vier Söhne. Eine glückliche Ehe, möchte man meinen. Hätte es da nicht noch drei weitere Kinder gegeben, die Zimmers Liebe zu einer anderen Frau bezeugen. Und die wiederum war selbst gebunden. Das alles lief im Wissen und mit dem Einverständnis der vier Beteiligten ab. Ein interessantes Modell, gerade in den prüden und sittenstrengen 1920er und 1930er Jahren - und darin ein praller literarischer Stoff.

Katharina Geisers Schilderung dieser grandiosen Ménage-à-quatre steckt voller Komik und Witz, und doch spürt man, wie es rumort und bebt unter dem scheinbar so tragfähigen Fundament der großzügigen Übereinkünfte. Leidenschaftliche Briefe, scharfzüngige Dialoge und ein mitunter recht boshaft-verspielter Tonfall tragen die Handlung, die mit einer Vielzahl subtiler Botschaften und Anspielungen gespickt ist. In einer Serie kurzer Szenen, in denen man die verschiedenen Personen beobachtet, tänzelt das Buch durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und nimmt dabei ganz en passant die historischen Entwicklungen mit.

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Katharina Geiser, "Vierfleck oder Das Glück", Roman, Jung & Jung Verlag