Doris Knechts dritter Roman

Wald

So schnell kann’s gehen: Gestern noch erfolgsverwöhnte Modedesignerin mit eigenem Atelier und schickem Shop in der Wiener Innenstadt, heute schon ausgepowerte Bankrotteurin in der österreichischen Einschicht. Marian, Doris Knechts Protagonistin, hat genau dieses Schicksal ereilt.

Pilze und Schmetterling, Buchcover-Ausschnitt

ROWOHLT VERLAG

Mit ihrem neuen Roman bricht Doris Knecht aus der Schicki-Micki-Welt der Bourgeois Bohemians aus, die sie in früheren Büchern und ihren Kolumnen so eloquent beschrieben hat. Die Party ist vorbei. Neue Einfachheit ist angesagt, zumindest in Marians Leben. Die Wirtschaftskrise und individuelles Fehlmanagement haben sie um ihre Existenz gebracht.

Während sich Knechts Protagonistin in ihrer ländlichen Existenz in der Kunst des Forellenfischens, aber auch in erdigem Selbstversorger-Garteln erprobt, hat Marian ausreichend Zeit, über verflossene Liebhaber nachzudenken, über Bruno zum Beispiel, einen Robert-Pfaller-artigen Philosophie-Feschak, den sie sich einst in der Loos-Bar aufgerissen hat.

Doris Knecht scheint in ihrem dritten Roman den Ehrgeiz zu hegen, die Welt der gepflegten Unterhaltungsliteratur mit Anspruch hinter sich zu lassen. Knechts aktueller Roman kommt gewichtiger, wenn man so will: literarischer daher als ihre früheren Bücher. "Wald" ist die Geschichte einer weiblichen Individuation, inhaltlich und stilistisch angesiedelt auf halber Strecke zwischen Marlen Haushofer und Polly Adler. Damit wird die Knecht wohl auch diesmal ihre Leserinnen finden.