Roman von Erwin Einzinger

Ein kirgisischer Western

Als Lyriker und Romancier ist Erwin Einzinger schwer einzuordnen. Man könnte seine Literatur schrullig nennen, eklektizistisch, vielleicht auch postmodern. In seinem jüngsten Roman entwirft der oberösterreichische Autor ein in alle Richtungen ausuferndes Panorama einer Reise, die Grenzen aufhebt und zur Selbsterfahrung wird.

"Das Buch wechselt zwischen Dur und Moll, die Sprache ist verspielt, immer wieder einmal dekorativ verschnörkelt und wunderlich abgehoben."

Einzinger bringt einen Mann auf den Weg, der einen gewaltigen Fußmarsch vor sich hat. Die Route soll, ganz gegen die Tradition des Westerns, in den Osten ziehen und über Polen, die Ukraine und Russland nach Kirgisistan laufen, um schließlich das frühere Reich der Mitte zu erreichen.

Der Roman wird zu einer Tour de Force durch einen Urwald an Geschichten, Betrachtungen und Begebenheiten, die keinen oder wenig Sinn ergeben und dann wieder einen Hintersinn. Zusammen spiegeln sie die Absurdität und den Wahnsinn unseres Daseins.

Die Dissonanzen, das Banale, das Hinterhältige im scheinbar Alltäglichen liebt Einzinger. Wer sich auf seinen Western einlässt, darf sich niemals in Sicherheit wiegen: Überall kann ein Abhang lauern, eine plötzliche Sackgasse, eine Attacke auf das eigene Selbstverständnis als Leserin oder Leser. Ab und zu ist ein roter Faden zu entdecken, der dann wieder verschwindet. Besser, man fahndet nicht zu verbissen nach den Linien der Handlung oder nach einer Konstruktion, die den Roman schlüssig zusammenschraubt. Und schon gar nicht nach Antworten auf die ungezählten Fragen, die sich mit der Fülle an Episoden auftun.

In diesem "Kirgisischen Western" bekommt man mehr vorgesetzt als anderswo. Und das in eigenwilligem Ton. Ob Mozart, Chopin oder die Stones. Der Autor und die Musik bilden eine enge Allianz.

Service

Erwin Einzinger: "Ein kirgisischer Western", Roman, Jung & Jung Verlag