Körper als Kunstevent im MUMOK

Wiener Aktionismus und internationale Performance ist Thema der Ausstellung "Mein Körper ist das Ereignis", die ab morgen im Wiener Museum moderner Kunst (MUMOK) zu sehen ist.

Die 1960er und 70er Jahre waren eine wegweisende Epoche in der Entwicklung der Performance-Kunst. Nicht nur was die Wiener Aktionisten betrifft, auch international kam es damals zu radikalen Arbeiten, die im wortwörtlichen Sinn "unter die Haut gingen". "Mein Körper ist das Ereignis" hat das Wiener Museum moderner Kunst deshalb auch seine Ausstellung zu dem Thema genannt. Und die zeigt, dass die Wiener Künstler in mehrfacher Hinsicht Vorreiter waren in der internationalen Kunstlandschaft.

Mittagsjournal, 5.3.2015

Ganz aus dem Nichts traten die Wiener Aktionisten nicht an, denn bereits die literarischen Cabarets der Wiener Gruppe Ende der 1950er Jahre hatten Performance-Charakter. Mit einem gemächlich sein Bier trinkenden Friedrich Achleitner etwa oder einer Klavierzertrümmerung. Die Stunde null des Wiener Aktionismus schlug dann mit der Blutorgelaktion im Jahr 1962.

"Das war eigentlich eine Klausur", erzählt die Kuratorin Eva Badura-Triska, "wo sie sich zurückgezogen haben und drei Tage miteinander gemalt haben. Bei der Aktion ist Nitsch auf den Schlachthof gefahren und hat das erste Lamm gekauft. Er hat das erste Mal ein Lamm vor das Bild gehängt und das Lamm beschüttet."

Körper als Versuchsfeld

Den Fokus hat Badura-Triska in ihrer Schau auf die performativen Aspekte gelegt, Bilder und Skulpturen fehlen deshalb völlig. Stattdessen werden auf großformatigen, frei im Raum verteilten Leinwänden die Filme der wesentlichen Aktionen der 1960er und 70er Jahre gezeigt. Österreichische Positionen sind da neben internationalen zu sehen und lassen wesentliche Beziehungen erkennen. Und es fällt auf, wie federführend die Österreicher in gewissen Aspekten waren. International hat vor den Aktionisten keiner den Körper so radikal zum künstlerischen Versuchsfeld erklärt.

Wiener Institut für direkte Kunst

Der Begriff des Aktionismus tauchte dabei erst spät auf, davor war vor allem die von Otto Mühl geprägte Bezeichnung "Wiener Institut für direkte Kunst" in Gebrauch. Oder auch "Vienna Institute for Direct Art", weil die Gruppe von Anfang an auf internationale Kontakte aus war.

Neben den Körperanalysen und Selbstverletzungen gab es noch ein drittes Themenfeld, das die Performancekünstler faszinierte: Das waren archaische Rituale und Praktiken. Nitsch vertiefte sich da in den antiken Dionysos-Kult, während Rudolf Schwarzkogler und Joseph Beuys animistisch-schamanistische Traditionen für sich entdeckten.

Nicht nur Abramovics Schrei, die ganze Schau geht durch Mark und Bein. Zu sehen ist "Mein Körper ist das Ereignis" von morgen an bis einschließlich 23. August im Wiener MUMOK.

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