Roman von Drago Jancar

Der Galeerensträfling

Mehr als 20 Jahre nach seinem Erscheinen auf deutsch ist Drago Jancars wohl bedeutendster Roman überarbeitet und neu aufgelegt worden: Ein pechschwarzes Geschichtsfresko, das im Mitteleuropa des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist.

"Eine Verteidigung des Individuums mit allen Mitteln großer Erzählkunst."

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Drago Jancar, "Der Galeerensträfling", Roman, aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof, Folio Verlag

Der slowenische Autor Drago Jancar, das weiß man mittlerweile aus Romanen wie "Katharina, der Pfau und der Jesuit" oder "Rauschen im Kopf", kann weit entfernte historische Welten literarisch zum Leben erwecken und darin Modelle der Gegenwart spiegeln.

Das Original des neu aufgelegten Romans ist bereits 1978 erschienen - vier Jahre, nachdem Jancar wegen "feindlicher Propaganda" und "publizistischen Ungehorsams" in Titos Jugoslawien inhaftiert worden war. Auf diesen Gefängnisaufenthalt geht auch die Entstehung des Romans zurück, und das hat natürlich einer Aktualisierung des historischen Geschehens Nahrung geboten. "Der Galeot" hieß das Buch bei seinem Ersterscheinen, jetzt trägt es den Titel "Der Galeerensträfling". Der Übersetzer ist derselbe geblieben, er heißt Klaus Detlef Olof.

Geheimdienstarbeit und Folter, die Manipulierbarkeit der Menschen durch Terror und Angst, das Gedeihen von Gerüchten, die Konstruktion des "Fremden" - all das wird im Roman "Der Galeerensträfling" in vielen kleinen Details vorgeführt; und vor allem, wie sich ein einzelner verdächtig macht, der nicht nach der Konvention lebt, sich nicht an den Ritualen von Macht und Ausgrenzung beteiligt, oder auf einer viel simpleren Ebene: der nicht tagsüber einer geregelten Arbeit nachgeht, abends säuft und nachts schläft. Johann Ott, die Zentralfigur, ist zwar auch sehr trinkfest, doch nachts beobachtet er die Sterne.

Zwar kann sich Johann Ott als einer der wenigen aus den Schlingen der Inquisition herauswinden und schlägt sich zur Küste Istriens durch. Doch dort wird er zu lebenslanger Galeerenstrafe verurteilt. Auch diesem Joch vermag er nach langer Zeit zu entkommen - freilich nur, um von der Pest dahingerafft zu werden.

Wie viele spätere Romane von Drago Jancar ist "Der Galeerensträfling" vor allem eines: eine Verteidigung des Individuums mit allen Mitteln großer Erzählkunst. Ein großer Roman, ein Teil nicht nur der slowenischen, sondern der europäischen Literaturgeschichte.