Gedenken an den Völkermord an Armeniern

Schau "Mobilizing Memory - Vienna"

Erinnerung als Widerstand - das ist der Grundgedanke der Ausstellung "Mobilizing Memory" in der Kunsthalle Exnergasse. Im Mittelpunkt stehen mündliche Überlieferungen von Frauen über jene Teile der Geschichte, die offiziell nicht anerkannt werden.

Anlass der Ausstellung ist der 100. Gedenktag an den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs im Osmanischen Reich. Bis heute wird dieser Genozid, dem zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, von den offiziellen Vertretern der Türkei geleugnet.

Kulturjournal, 18.03.2015

Die Künstlerinnen, deren Werke zu sehen und zu hören sind, zeigen, wie einzelne Erinnerungsstücke von Individuen wieder zu einem Ganzen - zu einer gesamten Erzählung, einer Geschichte werden können.

Die Themen, die sie ansprechen, sind sehr bekannte und offensichtliche - wie der Völkermord an den Armeniern, der in der Türkei von offizieller Stelle immer noch geleugnet wird. Die Kunst sei eine Möglichkeit, damit umzugehen, ohne dass die staatlichen Autoritäten sich einmischen, sagt Kuratorin Isin Önol. Denn das erste Mal gezeigt wurde "Mobilizing Memory" in Istanbul, allerdings vor kleinem Publikum.

Projekt fußt auf Forschungsarbeit

Der Ausstellung vorausgegangen ist die Forschungsarbeit mehrere Wissenschafterinnen, die die Erinnerungsarbeit von Frauen untersuchten. Sie veranstalteten Seminare und Workshops und lieferten damit das Konzept von "Mobilizing Memory". Kuratorin Önol arbeitete dann mit den eingeladenen Künstlerinnen an ihren Beiträgen. Ein Werk ist sozusagen die zu Materie gewordenen Idee der Ausstellung: Kollektive Erinnerung als kollektives Werk.

Die Künstlerin Silvina Der-Meguerditchian, selbst die Enkelin von Armeniern, die vertrieben worden waren und nach Argentinien auswanderten, organisierte ein Treffen mit Nachfahren von anderen armenischen Familien, die im Zuge des Völkermordes getötet oder vertrieben worden waren. Mit ihnen gestaltete sie einen anatolischen Teppich, in den alte Fotografien der verlorenen Familienmitglieder verwoben sind.

Ein weiteres Thema, das gleich mehrere Künstlerinnen bearbeiten ist jenes der "Samstag-Mütter": Die Mütter gehen jeden Samstag auf die Straße und erinnern an jene Menschen, die während der Militärdiktatur verschwunden sind, indem sie Fotografien hochhalten. Die Forscherinnengruppe vom Truth Justice Memory Center in Istanbul besuchte die Mütter zu Hause um ihre Geschichten aufzunehmen.

Service

WUK - Mobilizing Memory

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