"Ramayana" im Theater der Jugend
Nach "Mahabarata" ist "Ramayana" das zweite große indische Nationalepos: In sieben Büchern erzählt es die Lebensgeschichte des Prinzen Rama, der vom Hof seines Vaters in die Waldeinsamkeit verbannt wird und später den Fürsten der Dämonen besiegt. Regie in dem Stück für Kinder ab 13 Jahren führt Henry Mason.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 25.03.2015
2000 Jahre alt, sieben Bücher stark, 24.000 Verse umfassend und mit unzähligen fremdartigen Charakteren ausgestattet, scheint das "Ramayana" auf den ersten Blick nicht gerade zwingend "Kindertheater" zu rufen. Doch für Henry Mason war gerade die Exotik des Textes die Herausforderung.
Im Jugendtheater finden wir Klassiker ständig, weil Odysee - selbes in Europa wie in Indien Ramayana. Ich mache am liebsten Generationentheater. Mit Odysee aufgewachsen - völlig anderer religiöser Kosmos - was sind das für Regeln und was sind das für Welten.
So ist die Bühne ist bevölkert von Brahmanen, Asketen, Dämonen und Affen, zu den höchsten Tugenden gehört "Kriegsgeschick" und alle scheinen immerfort bereit zu sein, ihre großen doppelschneidigen Messer zu zücken, um Kehlen zu durchtrennen oder Nasenspitzen abzuschneiden.
Erzählt wird die Geschichte vom Königsohn Ram, der durch eine Intrige seiner Stiefmutter vom Hof verbannt wird, und dessen schöne Ehefrau Sita vom bösen Dämon Ravana entführt wird.
In Indien durchdringt das "Ramayana" den Alltag. Es gibt unzählige Kinofilme und eine Fernsehserie davon; Kinder werden nach den Figuren aus dem Ramayana benannt; es wird daraus vorgelesen und jedes Jahr im Herbst werden im ganzen südostasiatischen Raum Festtage für Ram abgehalten, bei denen ganze Gemeinden das Nationalepos nachspielen.
Stückfassung von David Farr
Die Stückfassung stammt vom britischen Autor David Farr, der für die Royal Shakespeare Company arbeitet, und der das Ramayana aus dem shakespearschen Geist heraus interpretiert hat: Aus dem ausufernden Epos habe er, so Henry Mason, eine gute, schlaue und kompakte Bühnenfassung gemacht.
Regisseur Henry Mason der erst im Vorjahr Michael Endes "Die unendliche Geschichte" in zwei Teilen inszeniert hat und dessen "Zauberer von Oz"-Produktion höchst erfolgreich an der Wiener Volksoper läuft, ist jetzt ganz froh, das letzte große Fantasy-Projekt abgeschlossen zu haben. Das seien zwar wunderbare - aber doch eben ziemlich aufwendige Arbeiten gewesen. Derzeit arbeitet er an der Übersetzung von Shakespeares "Komödie der Irrungen", die er im Sommer bei den Salzburger Festspielen inszeniert.