Salzburger Osterfestspiele 2016

Peter Ruzicka im Interview

2015 könnte für die Salzburger Osterfestspiele ein außerordentlich gutes Jahr werden. "Den Schwung mitnehmen" ist das Motto für die nächsten Jahre: Das Programm wird 2016 durch Verdis "Otello" auch italienisch geprägt sein, und neue Ideen erwartet man auch von Peter Ruzicka - der ehemalige Festspielintendant ist Geschäftsführer der Osterfestspiele ab Jahresmitte. Ö1 hat ihn nach seinen Plänen gefragt.

Kulturjournal, 30.03.2015

Schon jetzt liegen die Einnahmen der Osterfestspiele 2015 höher als im Vorjahr zu Ende des Festivals und die Anzahl der Förderer ist um 300 auf 2100 gestiegen. Und auch künstlerisch haben Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden erfolgreich begonnen: Die beiden italienischen Operneinakter "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" haben Publikum und Kritik gefallen.

"Einen Kontrapunkt beginnen"

Neue und ganz neue Musik im Programm der Osterfestspiele - speziell Claudio Abbado und auch Sir Simon Rattle haben sich dafür eingesetzt. Peter Ruzicka hat für das nächste Jahr einen Kompositionsauftrag an Manfred Trojahn vergeben. "Auf diese Weise werden wir einen Kontrapunkt beginnen, so wie es ihn schon in der Abbado-Zeit gegeben hat", betont Ruzicka. "Wir wissen, dass wir ein eher traditionell orientiertes Publikum haben. Aber ich glaube, dass die Stücke, wenn sie in einem dramaturgisch stimmigen Zusammenhang präsentiert werden, ihre Wirkung haben werden."

Das Publikum ist nicht nur traditionell, es ist auch an einen bestimmten Programmablauf des Festivals gewöhnt: Oper am ersten und letzten Abend, dazwischen drei Orchesterkonzerte, die zwei Mal angesetzt sind. Dazwischen bleibt für Kammermusik oder zusätzliche Veranstaltungen wenig Raum. Im Jahr 2017 wird das 50-Jahr-Jubiläum des von Herbert von Karajan begründeten Festival gefeiert, mit zusätzlichen Konzerten von Gastorchestern.

"Nicht nur für auswärtige Besucher"

Die Besucher von fernher sind die Regel bei den Osterfestspielen. Dem Festival eine stärkere Salzburger Identität zu verleihen haben verschiedene Nachfolger Karajans versucht. Die Sächsische Staatskapelle Dresden lädt heuer zum dritten Mal zu einem Konzert für Salzburg ein, mit populärem Programm und zu Kartenpreisen von höchstens 70 Euro. Karten für ein Orchesterkonzert der Osterfestspiele können auch das Dreifache kosten. Peter Ruzicka will an diesem Programmpunkt festhalten: "Ich lege großen Wert darauf, dass das Festival nicht nur für auswertige Besucher gemacht wird, sondern auch hier implementiert ist in der Stadt - das ist ganz wichtig. Das Konzert für Salzburg ist ein wichtiger Faktor und noch ausbaufähig."

Der Ausweitung des Bereichs mit günstigen Preisen steht entgegen, dass sich die Osterfestspiele immer noch fast ausschließlich mit privatem Geld finanzieren, Subventionen heißen Ausfallshaftung und werden erst gewährt, wenn andere Mittel eingesetzt wurden. Der Rahmen der Ausfallshaftung von einer Million Euro wurde in den letzten Jahren höchstens zu zwei Drittel in Anspruch genommen.

Im Laufe des Jahres werden noch grundsätzliche Weichen für die Zukunft der Osterfestspiele gestellt: der Vertrag von Christian Thielemann und der Staatskapelle läuft nach 2017 aus, über eine Verlängerung muss verhandelt werden. Außerdem ist Thielemann ein durchaus aussichtsreicher Kandidat für die Position des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, eine Entscheidung über diese Position soll im Mai fallen. Wie würde sich Peter Ruzicka verhalten, sollte Christian Thielemann nicht mehr künstlerischer Leiter sein? "Ich werden den Vertrag erfüllen, je nachdem wie die Konstellation dann ist", so Ruzicka. Weshalb die Entscheidung im Mai in Berlin auch für Salzburg interessant ist.

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