FIFA-Skandal: Ermittlungen in den USA

Das was den gestern in einem Zürcher Nobelhotel verhafteten FIFA Funktionären von den US Behörden vorgeworfen wird, ist weit mehr als ein schweres Foul: Die Liste der Anklagepunkte ist lang, darunter Korruption, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen - und das über zwei Jahrzehnte hinweg. Der Chef der US-Steuerfahndung Richard Weber hat es so formuliert: Das sei die Weltmeisterschaft des Betrugs, und nun werde man der FIFA die Rote Karte zeigen.

Richard Weber

Richard Weber, oberster Steuerfahnder der USA will der FIFA die Rote Karte zeigen.

APA/EPA/JUSTIN LANE

Morgenjournal, 28.5.2015

Aus den USA,

Es geht um TV Rechte, die Vermarktung von Großveranstaltungen und WM Vergaben. Das FBI hat vor dem gestrigen Zugriff jahrelang ermittelt. Laut der US-Justizministerin Loretta Lynch sind allein im Zusammenhang mit der Copa America 2016 in den USA um die 110 Mio. Dollar an Bestechungsgeld geflossen. Der Chef der US-Steuerfahndung Richard Weber hat es so formuliert: Das sei die Weltmeisterschaft des Betrugs, und nun werde man der FIFA die Rote Karte zeigen.

Vergleiche mit der Mafia

So wie die amerikanische Justizministerin am Mittwoch die FIFA darstellt, das lässt Vergleiche mit Drogenkartellen oder der Mafia aufkommen. The 47 count indictment against these individuals includes charges of racketeering, wire fraud and money laundering conspiracies spanning two decades. Unter den 47 Anklagepunkten sind Korruption, organisierte Kriminalität, betrügerische Finanztransaktionen, Geldwäscherei und das alles über einen Zeitraum von 2 Jahrzehnten, so Justizministerin Loretta Lynch.

Auf Betreiben der USA sind die Verhaftungen Mittwoch im Morgengrauen in Zürich erfolgt. Die juristische Begründung: die FIFA Funktionäre hätten amerikanische Gesetze gebrochen: Attorney General Loretta E. Lynch: They used the banking and the wire facilities of the US to distribute their bribe payments - Sie haben sich der US Banken bedient um ihre Bestechungsgelder zu verteilen, sagt die Justizministerin.

FBI-Direktor James COmey wird noch deutlicher: Director James B. Comey of the FBI: If you touch our shores with your corrupt enterprise whether that is through meetings or through using our world class financial system you will be held accountable for that corruption. - Wenn Korruption unser Land betrifft, wenn Meetings hier stattfinden oder unser Finanzsystem für Korruption missbraucht wird, dann wird das von uns geahndet.

Da lassen die USA ihre Muskel bis über den Atlantik, bis in die Schweiz spielen. Ein formelles Auslieferungsverfahren muss jetzt innerhalb von 40 Tagen beantragt werden, dann entscheidet die Schweizer Justiz. Das könnte langwierig werden, schon jetzt ist klar, dass mindestens 7 der in Zürich festgenommenen FIFA-Funktionäre sich der Auslieferung widersetzen werden.

Auch in den USA selbst haben am Mittwoch Hausdurchsuchungen stattgefunden. In Miami hat das FBI-Büros des Nord- und Mittelamerikanischen Fußball-Dachverbandes CONCACAF durchkämmt. Der Tipp kam offenbar von einem der Funktionäre der CONCACAF, Charles Blazer, der durch 11 Millionen unversteuerte Dollar ins Visier der Steuerbehörde gekommen war und schließlich zum Informanten wurde.

Ein weiterer, und sicher nicht unwesentlicher, Grund für das rigorose Vorgehen der USA dürfte aber auch eine FIFA Entscheidung aus dem Jahr 2010 sein, die den USA wenig Freude bereitet hat: damals wurde der Austragungsort für die WM 2022 festgelegt: die USA waren Kandidat, hatten Ex-Präsident Bill Clinton dafür ins Rennen geschickt, die WM wurde aber nicht den USA zugesprochen, sondern dem reichen und spendierfreudigen Qatar, einem Land, das mit Fußball wenig zu tun hat und im Sommer, wenn die WM stattfindet unerträglich heiß ist. US Funktionäre hegten ab dem Zeitpunkt den Verdacht, dass da Bestechung im Spiel war, schreibt die Washington Post.

Die USA spielt wieder einmal Weltpolizist - so sehen es Kritiker und der Protest lässt nicht lange auf sich warten: Russland, der Austragungsort der WM 2018, wird von den USA zwar nicht direkt beschuldigt, doch die Reaktion aus Moskau ist heftig: Diese Aktion sei ein illegaler Versuch der USA, ihre Gesetz auf andere Länder anzuwenden, lässt das russische Außenministerium wissen.