FIFA: Das System Blatter

Seit gestern erschüttert ein neuer Skandal die Welt des Fußballs. Es geht wieder einmal um Millionen an Schmiergeldern und Bestechung, es geht um persönliche Bereicherung, aber auch um vermuteten Stimmenkauf innerhalb des Weltfußballverbandes FIFA - etwa bei der Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland und an Katar. Und auch wenn ihm persönlich derzeit kein strafrechtlicher Vorwurf gemacht wird, steht einer im Mittelpunkt: Sepp Blatter, 79 Jahre alt, Schweizer und seit 17 Jahren Präsident der FIFA.

Mittagsjournal, 28.5.2015

Joseph Blatter

APA/EPA/ENNIO LEANZA

Alle Skandale überstanden

Er ist machtbewusst und fußballverliebt, autoritär und gerissen, zielstrebig, geschmeidig und wandlungsfähig, er kann ebenso charmant wie ruppig sein und er ist ein Stehaufmännchen. Sepp Blatter ist Mr. Fußball, und er hat bis heute alle Skandale in seinem Reich, der FIFA, überstanden. Blatter hat mindestens ebenso viele Kritiker wie Bewunderer, aber das kümmert ihn wenig. Er hat den gemeinnützigen Verein FIFA, der in der Schweiz knapp über 4 Prozent Steuern abliefert, zu einem, nein zu seinem straff geführten Milliarden-Unternehmen gemacht - und die Kriegskassa ist prall gefüllt.

Mannschaftsführer: natürlich Sepp Blatter. Seit 1975 arbeitet er für die FIFA. Zuerst als Direktor für Entwicklungsprogramme, dann als Generalsekretär, seit 1998 als allmächtiger Präsident. Blatters Selbstbild sieht so aus: „Diktator, jemand, der das Heft in der Hand hat und das habe ich“.

Geld hat ihn von Anfang an begleitet. Schon seine erste Präsidentenwahl soll mit gekauften Stimmen über die Bühne gegangen sein, ein Vorgang der sich mehrmals widerholt hat.

Blatter hat dafür gesorgt, dass Fußball nicht mehr ausschließlich mit Europa und Südamerika assoziiert wird. Afrika, Asien, Ozeanien und sogar Nordamerika - Fußball ist inzwischen überall populär. Uneigennützig war das von Blatter nicht, stützt er seine Macht doch auf genau diese Kontinentalverbände - und wird prompt 3 Mal wieder gewählt. Europas UEFA ist hingegen Blatter-kritisch, aber als Verband zu klein, um ihn zu stürzen.

Ich bin und bleibe Präsident, sagte Blatter erst im vergangen September, als er seine 5. Kandidatur bekannt gab. Dass er vier Jahre davor wegen anhaltender Kritik und diverser Skandale ankündigte, zum letzten Mal zu kandidieren, haben ihm ohnedies nur wahlberechtigte Fußballfunktionäre geglaubt. Dass Blatter von allen Skandalen, Schmiergeldzahlungen, Bereicherungen, Korruptionsfällen und Stimmenkäufen nichts gewusst haben will, das glaubt ihm auch der ehemalige FIFA-Mediendirektor Markus Siegler nicht.

Kritik ist bisher an Blatter abgeperlt, Gerichtsurteile wurden durch Vergleiche und Strafzahlungen vermieden. Unliebsame Journalisten werden einfach ausgesperrt oder ihre Fragen harsch abgedreht. Denn Fußball und die FIFA, das ist für Blatter eine Mission. Und die ist nie zu Ende, sagt er.