Markus Lüpertz im Dialog mit Arnulf Rainer

Zu den großen deutschen Malern der Nachkriegsgeneration gehört Markus Lüpertz. Sein Name fällt gemeinsam mit den Namen Anselm Kiefer, Georg Baselitz oder Sigmar Polke. Auf Einladung Arnulf Rainers hat Lüpertz eine Schau im Arnulf Rainer Museum in Baden kuratiert.

Arnulf Rainer und Markus Lüpertz

Arnulf Rainer und Markus Lüpertz

Arnulf Rainer Museum, Foto: Kollektiv Fischka

Service

Arnulf Rainer Museum
Musée d’art moderne
Die Zeit - "Der Markt ist mir egal"

Kulturjournal, 29.5.2015

Kunstdandy trifft Über-Maler

Man nennt ihn einen Malerfürsten und einen Kunstdandy - nicht zuletzt wegen Markus Lüpertz' ausgesucht elegante Erscheinung, die mitunter auch polarisiert. Außer Streit steht, dass Markus Lüpertz zu den großen deutschen Malern der Nachkriegsgeneration gehört. Auf Einladung Arnulf Rainers hat Markus Lüpertz im Arnulf Rainer Museum in Baden eine Ausstellung kuratiert. Ein künstlerischer Dialog zwischen zwei Größen der zeitgenössischen Kunst.

Wie gestrandete Titanen ruhen sie in den Hallen des klassizistischen Frauenbades in Baden: Überlebensgroße Skulpturen mit mächtigen Gliedmaßen, die gravitätisch wirken und gleichzeitig verletzlich. Der antike Torso nimmt ja gewissermaßen die Fragmentierung des modernen Subjekts und Körpers vorweg. Markus Lüpertz hat sich bei seiner Werkauswahl für die aktuelle Schau im Arnulf Rainer Museum in Baden auf die Kunst der Antike konzentriert. Diese Auswahl bezieht sich einerseits auf die klassizistische Architektur des Rainer Museums. Andererseits spielen Motive aus der Kunstgeschichte in Lüpertz' Oeuvre von jeher eine große Rolle.

Gestrandete Titanen

Die Skulpturen, die Lüpertz in Baden zeigt, sind allerdings nicht aus edlem, glatt poliertem Marmor gearbeitet, sondern aus Gips. Das wirkt ungeschlachter und expressiver, weil man gewissermaßen die Künstlerhand sieht, die sich in den Werkstoff eingräbt, ihm eine Form abringt. Die expressive Geste des Künstlers spielt in Markus Lüpertz' Arbeit ja eine zentrale Rolle, genauso wie in Arnulf Rainers Übermalungen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es zwischen den beiden großen Meistern einen Wettstreit gibt, vergleichbar mit dem Wettsingen in der Musik, das ja von den Meistersingern bis zum Song Contest eine gewisse Tradition hat.

"Zwischen uns gibt es keine Hahnenkämpfe", sagt Arnulf Rainer und Markus Lüpertz fügt hinzu: "Man muss immer davon ausgehen, dass es wichtig ist, dass es mit einem große Maler gibt. Als einziger großer Maler zu leben, das hat die Geschichte gelehrt, hat es nie gegeben. Es gibt immer Konzentrationen von Künstlern." Kennengelernt haben sich Lüpertz und Rainer bereits in den 1960er Jahren in Westberlin, damals nicht nur ein Sammelbecken von Wehrdienstverweigerer, sondern auch von Künstlern aller Disziplinen. Die politische Insellage machte Berlin damals schon zum Kreativlabor.

"Zwischen und gibt es keine Hahnenkämpfe!"

"Wir haben uns immer beobachtet und es gibt geheime Verwandtschaften und ich schätze Markus Lüpertz sehr. Er hat die Ausstellung so gestaltet, dass es auch für mich eine Überraschung ist. Ich sehe meine Bilder neu. Dass ich ihn ausgewählt habe, ist ein Vertrauensbeweis", sagt Arnulf Rainer Mit der Ausstellung "Markus Lüpertz. Arnulf Rainer - Bildende Kunst" setzt das Rainer Museum in Baden eine Serie fort, die das Oeuvre Arnulf Rainers im Dialog mit anderen künstlerischen Positionen zeigt.

Bisher sind Georg Baselitz, Mario Merz und Damien Hirst eingeladen worden, gemeinsam mit Arnulf Rainer auszustellen. Jetzt also Markus Lüpertz. Im Vorfeld der Ausstellung hat Lüpertz Arnulf Rainer in seinem Atelier besucht, um ganz gezielt Arbeiten für die aktuelle Schau auszusuchen. Tafeln zur Anatomie, antike Motive übermalt Rainer mit gewohnt expressivem Pinselstrich. Auf der anderen Seite fast archaisch wirkende Skulpturen von Markus Lüpertz.

Für Lüpertz geht es in der bildenden Kunst auch um Technik, Meisterschaft und Tradition. Als langjähriger Rektor der Kunstakademie Düsseldorf musste er sich den Vorwurf gefallen lassen, sich zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen zu verschließen. Das stimme nicht, sagt Lüpertz und fügt hinzu: "Nur wehre ich mich dagegen, dass es automatisch gestrig ist, wenn man sich nicht unbedingt der modernsten Techniken bedient. Die Malerei ist in der Technik nicht zu revolutionieren. Die Malerei ist immer gleich: Sie brauchen Farbe, Pinsel und Leinwand. Nur das Individuelle macht das Bild aktuell", sagt Markus Lüpertz.

"Ich sehe meine Bilder neu!"

Markus Lüpertz über sein Verständnis der Malerei. Die Tradition spielt auch für Arnulf Rainer eine Rolle. Wenn Rainer Motive der Kunstgeschichte übermalt, führt er ja gewissermaßen künstlerische Befragung der Tradition vor, angesiedelt zwischen Majestätsbeleidigung und Verbeugung vor dem Überlieferten. In Rainers Werk geht es um künstlerische Energie und gestische Intensität - ästhetische Kategorien, die in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen sind, die Lüpertz und Rainer als Vertreter einer älteren Künstlergeneration aber noch verbindet.

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