Prämierter Film "Liebe auf den ersten Schlag"

Der erste Langspielfilm des jungen französischen Regisseurs Thomas Cailley "Les Combattants", so der Originaltitel, hat voriges Jahr in Cannes Aufsehen erregt und bereits zahlreiche Preise erhalten. Der Streifen erzählt auf originelle Art eine ungewöhnliche Liebesgeschichte - ein kurzweiliger Krieg der Geschlechter.

Morgenjournal, 30.6.2015

Es ist die Geschichte von Madeleine und Arnaud. Er kommt in den Ferien aufs Land in Südwestfrankreich, um seinem Bruder, nach dem Tod des Vaters, in der Tischlerei zu helfen. Sie ist ein scheues, athletisches Mädchen, das sich in Überlebenstraining übt. Da geht sie schon einmal mit einem Rucksack voll Ziegel im elterlichen Schwimmbecken tauchen oder bereitet sich im Mixer ein Smoothie aus einer rohen Makrele zu, das sie dann genüsslich trinkt. Die beide treffen sich bei einem Zweikampf bei einer Werbeveranstaltung für einen Selbstverteidigungskurs des Militärs auf einem Strand.

Geschlechterrollen durcheinander gemischt

"Das sind Figuren, die man auf der Straße treffen kann, wenn man die Augen offen hält. Was ich bei den romantischen Komödien im Kino oder bei Fiktionen im Fernsehen schade finde, ist, dass dort Männer und Frauen in vorbestimmte Rollen eingesperrt sind", sagt Regisseur Thomas Cailley: "Ich glaube, dass es im realen Leben viele Madeleines und Arnauds gibt, und dass das Leben oft phantasievoller als die Fiktion ist."

In einem Überlebens-Trainingscamp der Armee kommen sich beide näher, doch nicht unbedingt so, wie man es erwartet, im Sinne von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" etwa. "Die Sinnlichkeit folgt nicht den üblichen Genrekonventionen", erklärt Thomas Cailley: "Es gibt keine Liebeserklärung, die Figuren lügen sich nicht an, um eine Konfrontation zu vermeiden, sie versöhnen sich nicht im Regen etc.

In dem Film nimmt die Sinnlichkeit gleich bei der ersten Begegnung die Form eines Kampfes an, und das geht so weiter. Ich wollte vermeiden, dass die Figuren versuchen, sich gegenseitig zu verändern - das gibt es ja immer wieder in Fiktionen, wo Figuren als krank dargestellt werden und das Drehbuch versucht dann, sie zu heilen. Das ist sehr gekünstelt! Meine Figuren - Arnaud und Madeleine - versuchen nicht, sich gegenseitig zu heilen, sie akzeptieren sich, wie sie sind: das finde ich sehr schön!"

Komödie, Liebesgeschichte und Katastrophenfilm

"Liebe auf den ersten Schlag" vereint drei Genres: eine Komödie, eine Liebesgeschichte und das Genre des Katastrophenfilms. "Mir ging es darum, meine Figuren in einer Art Reise zu folgen. Wenn man die Geschichte eines Burschen und eines Mädchens erzählt, und sich fragt, wie sie dazu kommen, sich zu lieben, gibt es das Risiko, dass man in etwas sehr Vorprogrammiertes fällt. Sie sprechen z.B. von den Codes einer Komödie. Um so ein Schema zu vermeiden, muss man den Figuren vertrauen, und die führen einen dann auf unerwartetes und überraschendes Terrain. Wir haben das hier bei Drehbuch, Dreh und Schnitt versucht. So sind wir zum Kriegsfilm und zur Science-Fiction gekommen, um eine Liebesgeschichte zu erzählen!"

Gedreht wurde "Liebe auf den ersten Schlag" in den Landes, einer Region in Südwestfrankreich, mit unendlichen Föhrenwäldern, eine kaum gezähmte Wildnis, die zur Parabel dieses durchaus kurzweiligen Kriegs der Geschlechter wird.