Ronja von Rönne beim Bachmann-Wettbewerb

Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb präsentieren 14 deutsch-sprachige "Nachwuchs"-Schriftsteller/innen Auszüge aus ihrem Schaffen. Gerade die jüngste Teilnehmerin, die 23-jährige Berlinerin Ronja von Rönne, hat in letzter Zeit mit einem provokanten Text über den Feminismus beinahe für einen Eklat im deutschen Feuilleton gesorgt.

Ronja von Rönne

Ronja von Rönne

ORF/CAROLIN SAAGE

Kulturjournal, 1.7.2015

Unter dem Titel "Warum mich der Feminismus anekelt" hat Ronja von Rönne Unverständnis, Empörung und auch politische Vereinnahmung ausgelöst. Heute würde sie manches anders formulieren, hat sie Ö1 verraten und hofft, dass dieser Text nicht zu sehr auf das Bachmann-Wettlesen ausstrahlt.

Ronja von Rönne ist kein Künstlername, klingt aber trotzdem etwas schräg. Ähnlich schräg sind auch so manche Ansichten der jungen Frau, etwa zum Thema Feminismus: "Der Feminismus gibt sich leider nicht sehr sympathisch und nicht sehr lustig, ist wahnsinnig humorbefreit diese ganze Aktion." Ob Ronja von Rönne sich selbst denn als Feministin bezeichnen würde: "Ich fürchte fast - Offensichtlich kommt man kaum drum herum."

Service

TDDL

"Bereitwillige Opferposition"

Wie Ronja von Rönne zum Feminismus steht, hat sie erst kürzlich in einem provokanten Zeitungsartikel dargelegt, unter dem Titel "Warum mich Feminismus anekelt". Da meint sie, dass Frauen nicht mehr nur aus Prinzip quengeln und sich um sich selbst kümmern sollen. Ronja von Rönne: "Mich als Frau macht das betroffen, das ist einfach eine Haltung, die ich unemanzipierter nicht finden könnte, ich finde es schwierig, wenn man aus einer Kleinen-Mädchen-Haltung heraus argumentiert, wenn man sich so bereitwillig in eine Opferposition hineinmanövriert und irgendwann habe ich mir gedacht, jetzt reicht’s und habe drei Minuten nicht auf mich aufgepasst und diesen Artikel verfasst."

Ronja von Rönne schreibt, der Feminismus sei mittlerweile eine "Charity-Aktion für unterprivilegierte Frauen" geworden. "Ich glaube, was ich damit meinte, ist, dass ich dem Feminismus meiner Mutter und auch dem Alice-Schwarzer-Feminismus eine Wut geglaubt habe, die daher kam, dass man selbst betroffen war", sagt die Autorin. "Und heute habe ich sehr oft das Gefühl, das sind Akademikerinnen, die reden über Dritte, über eine Hartz IV-Mutter in Berlin-Moabit und stellen sich fast paternalistisch vor diese Frauen."

Ihre Sichtweisen haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst und Beifall von rechtsradikalen Frauenorganisationen. Ronja von Rönne sagt, sie stehe nicht mehr hundertprozentig hinter dem Artikel, denn manche Aussagen seien wirklich dumm: "Ich würde gerne irgendwann einen Text schreiben, der das ein wenig geraderückt."