Volksoper eröffnet Savonlinna-Festspiele

Die Opernfestspiele im karelischen Ort Savonlinna in Finnland sind das größte Musikfestival in der skandinavischen Welt. Für einen Sommermonat verwandelt sich die mittelalterliche Burg Olavinlinna in eine Theaterbühne. Mit einem Gastspiel der Volksoper Wien wird das Festival heute mit der "Lustigen Witwe" eröffnet.

Ö1 hat sich mit dem Intendanten Robert Meyer und dem künstlerischen Leiter in Savonlinna, dem Tenor Jorma Silvasti, unterhalten.

Kulturjournal, 2.7.2015

Über 100 Jahre, älter noch als der finnische Staat, sind die Opernfestspiele im karelischen Ort Savonlinna. Mittlerweile sind sie das größte Musikfestival in der skandinavischen Welt. Für einen Sommermonat verwandelt sich die mittelalterliche Burg Olavinlinna in eine Theaterbühne. In diesem Jahr wird eine Tradition gebrochen: nicht wie jahrzehntelang am Ende, sondern gleich zu Beginn des Festivals gibt es ein Gastspiel.

Die Premierenbesucher strömen am Ufer entlang zur Wasserburg Olavinlinna. Ihre drei Türme - das Wahrzeichen der Festspiele - leuchten in der Sonne. Durch dunkle Gänge geht es hinauf in den Burghof. Hier hält ein raffiniertes Dach Licht und Regen fern. Für heute Abend haben die Opernchefs aus Wien und Savonlinna - Robert Meyer und Jorma Silvasti - ein besonderes musikalisches Ereignis vorbereitet: Erstmals wird das Opernfestival in Kooperation mit der Volksoper Wien mit einer Operette, mit Lehars "Die lustige Witwe", eröffnet.

Direktor Meyer gibt den Njegus

Auch Robert Meyer steht heute Abend auf der Bühne: als ehemaliger Burgschauspieler hat er die Sprechrolle des Njegus übernommen. Zwar sind in der hervorragenden Akustik der Burg keine Mikrofone erforderlich, nicht einmal bei den Dialogen, aber das Wiener Bühnenbild musste vorab an ungewöhnliche Maße angepasst werden: "Die Volksoper hat eine Bühnenbreite von zwölf Metern, Savonlinna hat eine Bühnenbreite von 35 Metern. Das erfordert natürlich auch jetzt noch in Wien Proben mit Chor, mit Ballett und Solisten, weil sich dadurch die Gänge einfach verlängern. Ansonsten werden wir das genauso spielen wie hier in Wien.

Silvastis Kontakte zur Volksoper reichen zurück in das Jahr 1988, als er dort debütierte. Auch das zweite Gastspiel hat Silvasti persönlich angebahnt: In der Dresdner Semperoper hörte er sich junge Sänger an und lud nebenbei spontan das Ensemble nach Savonlinna ein.

Dauerbrenner Mozart

Erstmalig gastiert in Savonlinna ein Theater aus der ehemaligen DDR, und es bringt eine Neuproduktion von Mozarts "Hochzeit des Figaro" mit, die unlängst in Dresden Premiere hatte. Der Dauerbrenner der Festspiele - "Die Zauberflöte" in finnischer Sprache - entfällt dieses Jahr. Und endlich kann sich Jorma Silvasti auch seinen Traum erfüllen, nach langer Zeit eines der Markenzeichen der Festspiele wiederaufzuführen: in Koproduktion mit dem französischen Opernfestival Choregies d’Orange hat am 15. Juli in der Burg Mussorgskis Musikdrama "Boris Godunow" Premiere. Unter der musikalischen Leitung des nunmehr 71-jährigen Leif Segerstam wird der bald 70-jährige Bass Matti Salminen die Titelrolle verkörpern.

Von der Wiener Operette bis zur Heavy-Metal-Szene spannt sich der Bogen in dieser Saison. Vor wenigen Tagen hat das Festspielkomitee den Vertrag mit dem künstlerischen Leiter Jorma Silvasti bis 2019 verlängert. Er kann also in aller Ruhe planen, auch das Programm für die Hundertjahrfeier der Unabhängigkeit Finnlands 2017. Dann soll die lang erwartete Uraufführung einer finnischen Oper realisiert werden. Bis dahin ist viel zu tun.