Chilly Gonzales in der Staatsoper

In der Wiener Staatsoper ist am Abend Chilly Gonzales im Rahmen des Jazz Fests Wien aufgetreten. Der kanadische Musiker zählt zu den umtriebigsten Musikern auf den internationalen Konzertbühnen: Als ausgebildeter Pianist ist er im Hip-Hop gleichermaßen zu Hause wie im Pop oder in der Klassik. Eine Mischung, die dem Wiener Publikum gefallen hat.

Morgenjournal, 3.7.2015

Im Rahmen des Wiener Jazz Fests gastierten zum einen die französische Formation Plaza Francia, zum anderen der kanadische Musiker Jason Beck, alias Chilly Gonzales in der Wiener Staatsoper. Gonzales hat schon mit Daft Punk oder Björk zusammengearbeitet, 2011 spielte er gemeinsam mit dem ORF Radio-Symphonieorchester.

Gonzales hat mit 27 Stunden einen Weltrekord im Langzeitklavierspiel aufgestellt und zu seinen mitunter ironisch-provokanten Shows kommt er gerne auch einmal in Bademantel und Hauspatschen auf die Bühne.

Chilly Gonzales wurde schon mit Standing Ovations begrüßt, und der Musiker bedankte sich mit einem Konzertabend in Höchstform. Es sei großartig wieder in Wien zu sein - einer Stadt die so viele großartige Musiker hervorgebracht habe, wie etwa Falco. Ein Chilly-Gonzales-Konzert ist vor allem auch Entertainment und Show. Er brauche das, so der 43-Jährige, um seine Musik präsentieren zu können.

Kleine Formationen, größer als sie sind

Es war ein Konzertabend, der dabei ausgesprochen ruhig begonnen hat: Gonzales solo am Klavier, bevor er das Hamburger Kaiserquartett auf die Bühne holte, mit dem er seit 2011 zusammenarbeitet. Zuletzt haben sie das Album "Chambers" eingespielt: Musik für Klavier und Streichquartett. Er liebe den intimen Klang des Quartetts, so Gonzales. Generell möge er Intimität in der Musik, kleine Formationen, die zugleich aber versuchen größer zu sein als sie sind.

Auf Chambers passen klassische Zitate neben Ideen und Anleihen aus dem Pop. Mal fließt da die rhythmische Intensität elektronischer Musik kaum merkbar in die Streichersätze, mal glaubt man unterschwellige Hip-Hop-Beats zu hören - nie trivial, aber skizzenhaft. Es sei ein Spiel mit verschiedenen Versatzstücken, so der Musiker. Ein bisschen Mahler hier, ein bisschen Brahms und Vivaldi dort.

Spiel mit verschiedenen Anleihen

Und das mache seine Kammermusik hoffentlich modern, das Spiel mit verschiedenen Anleihen, wie beim Sampeln von elektronischer Musik. Das Verwenden alter Werkzeuge in einer neuen Art und Weise. Dabei freute sich der Musiker schon vor dem Konzert auf die Akustik in der Wiener Staatsoper, die etwas trockener sei, als in modernen Häusern. So könne man etwas härter in die Tasten schlagen. Und das tat Gonzales dann auch, wenn er etwa in "Supervillian Music" im Dreivierteltakt zu einem Walzer rappte. Am Ende gab es dann minutenlangen Applaus für den Herrn, der da in Bademantel und Hauspatschen die Staatsoper gerockt hat.

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