"Der Weibsteufel" bei den Festspielen Reichenau

Mit vier Premieren dicht nacheinander beginnt heute Abend in Reichenau wieder der Festspielreigen. Den Auftakt macht Karl Schönherrs genau 100 Jahre altes Stück "Der Weibsteufel" mit Katharina Strasser, Bernhard Schir und Marcello de Nardo. Schir, vielen durch seine Darstellung in der Serie "Vorstadtweiber" bekannt, führt erstmals Regie. Karten zu bekommen ist - wie immer - schwierig.

Katharina Strasser und Bühnenkollegen

FESTSPIELE REICHENAU/DIMO DIMOV

Mittagsjournal, 3.7.2015

Starke Frauen des 19. Jahrhunderts prägen seit einigen Jahren den Spielplan in Reichenau. Nach "Effi Briest", der russischen "Anna Karenina" oder der französischen "Madame Bovary" setzt man heuer auf den österreichischen "Weibsteufel", dessen Kraft schon Martin Kusej in seiner legendären Inszenierung mit Minichmayer und Ofczarek entdeckt hat.

Ein archaisches Stück, sagt Regisseur und Darsteller Bernhard Schir: "Es heißt ‚das Weib‘, ‚der Mann‘ und ‚der Jäger‘ - das sind ganz archetypische Figuren und auch die Nöte dieser Figuren sind archaische Nöte. Ein Mann der eine Frau begehrt, eine Frau, die einen Mann begehrt, ein Mann, der mit einer Frau verheiratet ist, sich etabliert hat und sein ganzes Leben gefährdet sieht durch eine leidenschaftliche Beziehung, das ist bis heute gültig."

Gespielt wird konsequent im Tiroler Dialekt. "Das erstaunliche für mich, ist, dass das ganze Stück tirolerisch geschrieben ist, so wie Schnitzler wienerisch geschrieben hat - und auch die Pointen sind aus dem tirolerischen heraus entstanden", erklärt Bernhard Schir.

"Professor Bernhardi", "Alpenkönig" oder "Borkman"

Mit Schnitzler verband Schönherr nicht nur eine Freundschaft und biografische Parallelen - beide waren Ärzte -, sondern auch der besondere Blick auf die Frau und ihre Emanzipation, die sie in ihren Stücken vorwegnehmen. Den jährlichen Schnitzler steuert mit "Professor Bernhardi" heuer Hermann Bei bei, und die traditionelle Komödie kommt mit "Alpenkönig und Menschenfeind" von Ferdinand Raimund.

Mit Ibsens "Bankier Borkman" steuert man einen bewussten Gegenpol zur Wiener Festwochen Version von Simon Stone bei, der Intendantin Renate Loidolt so gar nicht gefallen wollte. Sie selbst erarbeitet mit Senta Berger eine szenisch-musikalische Lesung der Alma Mahler Werfel Biografie "Mein Leben". "Alma Mahler ist für mich, dadurch, dass sie in unserer Nähe das Haus in Breitenstein hatte, und Werfel hier so viel geschrieben hat, ein wichtiger Bezugspunkt", so Renate Loidolt.

Das Überangebot an Festivals in der Region, die sich auf die großen Literaten der Vergangenheit beziehen stört Loidolt gar nicht - gelassen und großzügig blickt man auf sogenannte "Nachzieher": "Wenn man irgendwo der Marktführer ist, ist das so - da sehen die anderen, dass das funktioniert und machens dann auch so."

Mit der "Weibsteufel"-Premiere - die Proben versprechen eine klare, pure und so gar nicht verstaubte Aufführung - eröffnen die Festspiele Reichenau heute Abend ihr Programm.

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