Franz Schuh bei den Festwochen Gmunden

Morgen werden die Salzkammergut Festwochen Gmunden eröffnet. Sechs Wochen lang bietet das Mehrsparten-Festival ein breites Programm von Musik über Theater und Literatur bis zur bildenden Kunst und philosophischen Diskussionen. Zu Gast sind etwa die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und Pianist Fazil Say, Cornelius Obonya oder Maria Hofstätter sind mit Lesungen vertreten.

Als Eröffnungsredner betritt morgen der Philosoph Peter Sloterdijk die Bühne des Stadttheaters Gmunden, tags darauf wird er mit dem Wiener Autor und Essayisten Franz Schuh über "ästhetische und politische Urteilskraft" diskutieren. Schuh ist nicht nur regelmäßig Mitwirkender der Festwochen Gmunden, sondern fungiert auch als Kurator und künstlerischer Berater des Festivals.

Kulturjournal, 3.7.2015

"Arm, aber sexy": So bezeichneten sich die Salzkammergut Festwochen Gmunden selbst vor drei Jahren, anlässlich ihres 25-Jahr-Jubiläums. Gemeint war das, gemessen am reichhaltigen Programm, schmale Budget. Programm und Budget sind seither wieder ein Stück gewachsen. Doch Co-Kurator Franz Schuh verspricht neben der Vielfalt auch Tiefgang: Wer etwa schon einmal ein Konzert des Jazzposaunisten Paul Zauner besucht habe, sei verwandelt wieder herausgekommen, schwärmt Schuh.

Gleich drei Mal ist Paul Zauner heuer zu erleben: unter anderem swingt er sich in der Regio Tram von Gmunden nach Vorchdorf. Zu den hohen Ansprüchen gesellen sich für Franz Schuh als künstlerischen Mitkurator der Festwochen Gmunden freilich auch ökonomische Zwänge - ein Spannungsfeld, in dem er gerne agiert.

Kopatchinskaja, Say oder Sloterdijk

Bereits heute tritt die moldawische Star-Geigerin Patricia Kopatchinskaja im Stadttheater Gmunden auf: Zusammen mit ihren Eltern spielt sie Musik aus ihrem Heimatland, sowie aus Ungarn und Rumänien. Der türkische Pianist und Komponist Fazil Say wiederum präsentiert politisch inspirierte Musik: "Gezi Park 2" und "Von den Nächten des Widerstands in den Straßen von Istanbul" heißen die Stücke, die er gemeinsam mit dem Minetti Quartett Anfang August aufführen wird.

"Künstler, die aus Konflikt-geladenen Ländern kommen, laden wir auch deswegen gerne ein, weil wir politische Meinungen haben und auf Seite derer stehen und auf Seite anderer nicht stehen", sagt Franz Schuh. Um politische in Verbindung mit ästhetischer Urteilskraft geht es auch in einem Gespräch, das der Autor mit dem diesjährigen Eröffnungsredner Peter Sloterdijk führen wird.

"Wir brauchen alle derzeit einen Arzt"

Politische Meinungen und Visionen freilich zerschellen angesichts der Krise in Griechenland gerade an der harten Realität. "Von diesen Visionen wissen wir ja: Wer sie hat, braucht einen Arzt. Irgendwie brauchen wir alle derzeit einen Arzt, nicht nur Merkel und Schäuble, sondern auch die andere Seite, die sich dadurch bestätigt findet, dass die Verhandlungspartner ihr Widerstand leisten. Weil der Widerstand bestätigt ihre Ausgangspositionen", so Schuh.

Ein literarischer Schwerpunkt ist heuer Peter Rosei gewidmet; für den Romancier und Essayisten wird ein viertägiges Fest mit Lesungen und Diskussionen ausgerichtet, das Franz Schuh zusammen mit Intendantin Jutta Skokan konzipiert hat.

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