Römischer Quirinalspalast öffentlich zugänglich

In Rom gibt es seit Kurzem neben dem Kolosseum, dem Forum Romanum und dem Petersdom eine neue Sehenswürdigkeit: Erstmals ist der Quirinalspalast, der Sitz des italienischen Staatspräsidenten, öffentlich zugänglich. Der Palast, in dem schon Päpste und Könige residierten, zählt zu den größten Beispielen der europäischen Palastarchitektur und beherbergt Kunstwerke von unschätzbarem Wert.

Illuminierter Quirinalspalast

APA/EPA/ITALIAN PRESIDENCY PRESS OFFICE/PAOLO GIANDOTTI

Morgenjournal, 7.7.2015

Der Andrang ist schon am Vormittag groß: Unter den wachsamen Augen der Corazzieri, der Leibgarde des italienischen Staatspräsidenten, wird kleinen Gruppen Einlass in den Palast gewährt. Kurz nach seiner Amtseinführung im Februar hatte Staatspräsident Sergio Mattarella angeordnet, dass sein Wohn- und Arbeitssitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Darunter auch jene repräsentativen Räumlichkeiten, die zuletzt nur Staatsgäste zu sehen bekamen, so der Pressesprecher des Quirinals, Giovanni Grasso: "Die Führung umfasst auch die Beletage der napoleonischen Zeit, die bisher nicht öffentlich zugänglich war, so wie das Arbeitszimmer des Präsidenten. Dann kann auch das Kutschenmuseum des Hauses Savoyen und die königliche Porzellangeschirr-Sammlung besichtigt werden, die wir hier hinter uns sehen."

Wechselhafte Geschichte

Der auf dem höchsten der sieben Hügel Roms erbaute Palast hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Den Grundstein haben die Päpste im 15. Jahrhundert gelegt - ursprünglich, um sich vor Sommerhitze und der entlang des Tibers grassierenden Malaria zurück zu ziehen, so der Kunsthistoriker Louis Godart: "Hier sehen sie eine wundervolle Büste von Papst Paul V. Ein Meisterwerk von Bernini, das uns von der Galleria Borghese geliehen wurde. Paul V. war jener Papst, der die apostolische Verwaltung auf den Quirinal hat verlegen lassen."

Weil auch Päpste hier gewählt wurden, ist unter der Leitung des Baumeisters Carlo Maderno die Capella Paolina entstanden, die in ihren Maßen genau der Sixtinischen Kapelle entspricht. Nach dem Ende des Kirchenstaates wurde der Quirinalspalast zum Sitz der italienischen Könige, und seit dem Ende des Faschismus ist er bis heute Wohn- und Arbeitsadresse der italienischen Staatspräsidenten.

Der Palast, "ein außergewöhnlicher Schrein"

Der größte Schatz sei der Palast selbst, so Kunsthistoriker Godart: "Der Palast selbst mit seiner Architektur ist ein außergewöhnlicher Schrein. Jeder Bewohner hat versucht, mit Hilfe der größten Künstler seiner Zeit, seine Spuren zu hinterlassen. Die Fresken und all das, was wir in diesen profanen Räumlichkeiten bewundern können."

Neben Gemälden und Skulpturen sind auch antike Uhren, kostbare Murano-Leuchter und Sammlungen wertvoller Wandteppiche zu sehen. Das Interesse an den Kunstwerken und den repräsentativen Räumlichkeiten ist groß, so Pressesprecher Grasso: "Während der ersten Tage sind zum Großteil italienische Gäste gekommen, aber wir hatten auch schon Besucher aus Deutschland, Österreich, China, Japan und den USA. Der Quirinalspalast ist aber kein Museum, sondern ein Ort, in dem der Staatspräsident lebt und arbeitet. Hier finden sich der institutionelle und der kulturelle Charakter unter einem Dach."

Service

Bis auf Montag und Donnerstag kann der Quirinalspalast täglich besichtigt werden. Interessierte können sich ein paar Tage vorher im Internet auf der Seite des Quirinals für eine Gruppenführung anmelden.

Il Palazzo del Quirinale