Kongolesische Kunst in Paris

Die farbenstarke, lebensfrohe und sozialkritische Kunst aus der Demokratischen Republik Kongo ist in europäischen Museen nur selten zu finden. In der Pariser Fondation Cartier ist deshalb eine Retrospektive kongolesischer Kunst auf dem besten Weg, zum Publikumsmagneten zu werden. Die Ausstellung "Kongo Kitoko" spannt einen Bogen von Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute.

Morgenjournal, 4.8.2015

Die Geschichte der Kunst im Kongo beginnt auf Hauswänden. Auf den runden, geschwungenen Holzfassaden, auf die mit weißer Farbe symmetrische, spiralförmige Muster gemalt wurden. Und ebenso beginnt die Ausstellung in der Pariser Fondation Cartier, sagt der Kurator und Kenner der kongolesischen Kunst, André Magnin: "Die ersten modernen Künstler im Kongo wirken in den 1920er Jahren. Und es ist ein belgischer Kunstliebhaber der die Hüttenmalereien entdeckt, sich auf die Suche nach den Künstlern macht und ihnen Papier und Aquarellfarben gibt, damit sie sich ausdrücken können. Und sie beginnen alles zu malen was sie umgibt."

Farbenfrohe Populärkunst

Es sind bunte Tiere, wie Fische und Hühner oder stilisierte Darstellungen von Männern und Frauen, die wie schwarze Schlangenmenschen wirken, auf bunt gemusterten Hintergründen. Diese Kunst der kongolesischen Vorreiter hängt in der Fondation Cartier gleich neben Bildern der sogenannten Populärkunst, die sich in den 70 Jahren entwickelt hat. Sie drückt sich aus in Städtemodellen von einem idealen, fantastischen Kishasa, zusammengebaut aus Metallröhren, Plastikkuppen und bunten Kartonbögen, die die Künstler aus ihrer Umgebung zusammengetragen haben.

Die Gemälde der kongolesischen Populärkunst sprühen förmlich vor Farben, wirken bisweilen fast wie gemalte Werbeplakate. Doch sie wollen auch klare politische Botschaften vermitteln, sagt der Künstler JP Mika: "Diese Bild heißt 'Würde für Afrika'. Es zeigt Nelson Mandela und Barack Obama. Die beiden sind für mich Vorbilder für Afrikanische Präsidenten, denn die wollen, sobald sie einmal an der Macht sind, dort bleiben. Mandela hat genau das Gegenteil gemacht, deshalb ist er ein Vorbild."

Alltag von Kinshasa porträtiert

In manchen Werken der Ausstellung "Kongo Kitoko" spiegelt sich die Zeit unter der belgischen Kolonialherrschaft wider, in anderen das Leben in einem instabilen Land, das seit 20 Jahren geprägt ist von Konflikten zwischen Regierungs- und Rebellentruppen und dem Kampf um Rohstoffe im Land. Kiripi Katembo, will den Alltag der Hauptstadt Kinshasa in seinen Fotos porträtieren: "Viele Bewohner von Kinshasa fühlen sich nicht wohl, wenn sie eine Kamera sehen. Aber ich versuche sie in meinen Fotos festzuhalten, in Spiegelungen im Wasser, die dem Bild einen surrealistischen Charakter geben und viele Details erst zur Geltung bringen. Sie drücken die Realität der Stadt aus."

Ein Jahrhundert kongolesischer Kunsts von Dorfhütten bis ins Weltall. Für Kurator André Magnin wird das mit dem Ausstellung "Kongo Kitoko" am besten beschrieben: "Es gibt im Kongo ein Wort, bei dem jeder der es ausspricht sofort die Hände zum Himmel hebt: 'Kitoko'. Und 'Kongo Kitoko' heißt: 'Kongo wow'."

Service

Fondation Cartier - Beauté Cogo. 1926-2015. Congo Kitoko
Bis 15. Novermber 2015

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