Ambulanzgebühr gegen überfüllte Spitäler

Die Umleitung des Patientenstroms von den Spitalsambulanzen hin zu den niedergelassenen Ärzten - an dieser Strukturänderung arbeitet die österreichische Gesundheitspolitik seit langem - und sie scheitert regelmäßig. Nun gibt es einen neuen Anlauf für eine Ambulanzgebühr.

Morgenjournal, 6.8.2015

Die Ärztekammer tritt für die Wiedereinführung einer Ambulanzgebühr ein. Zuletzt hat das auch der Salzburger Finanzlandesrat Christian Stöckl von der ÖVP gefordert. Die Spitalsambulanzen seien stark überfüllt, und zwar zu einem guten Teil mit Patienten, die beim Hausarzt besser aufgehoben wären. Eine Ambulanzgebühr soll - zusammen mit anderen Maßnahmen - dem Ansturm auf die Ambulanzen Einhalt gebieten, hofft die Ärztekammer.

Hausarzt statt Ambulanz

Karlheinz Kornhäusl vertritt die rund 25.000 angestellten Ärzte in der Ärztekammer. Er arbeitet selbst auf einer Ambulanz im Landeskrankenhaus Wagna in der Steiermark. Pro Jahr gebe es in ganz Österreich 16 Millionen Ambulanzbesuche, die Hälfte davon seien eigentlich Fälle für niedergelassene Ärzte.

In Salzburg hat zuletzt der für Spitäler zuständige Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl von der ÖVP eine Ambulanzgebühr vorgeschlagen, um die Spitalsambulanzen zu entlasten. Den Vorschlag lobt Kornhäusl. Er sagt, es gehe nicht darum den Patienten Geld aus der Tasche zu ziehen, das Geld sollte im Gesundheitssystem bleiben.

Etwa um den niedergelassenen Bereich auszubauen. An sich passt das zum Ziel der Gesundheitsreform der Bundesregierung, die allerdings nicht besonders vorankommt.

Unter der ÖVP-FPÖ Bundesregierung wurde 2001 bereits einmal eine Ambulanzgebühr eingeführt - allerdings schon 2003 wieder abgeschafft. Wie hoch eine Ambulanzgebühr sein soll, um einen Lenkungseffekt zu erzielen, sagt der Ärztekammer-Vertreter nicht.

Bei der letzten Einführung einer Ambulanzgebühr für alle im Jahr 2001 lagen die Tarife für ASVG-Versicherte zwischen umgerechnet 11 und 18 Euro. Bei mehrfachen Ambulanzbesuchen gab es eine Deckelung der Ambulanzgebühr von rund 70 Euro pro Jahr.