Moretti als "Luis Trenker" im Kino

"Luis Trenker - der schmale Grat der Wahrheit" ist ein vielschichtiges Biopic über den 1990 im Alter von 97 Jahren verstorbene Bergsteiger. Die ORF-BR-Kooperation ist nach einem Drehbuch von Peter Probst entstanden, Regie führt Wolfgang Murnberger.

Der Südtiroler Luis Trenker war eine Heimat- und Bergfilmikone, angeblich einer der Lieblingsregisseure von Adolf Hitler und schließlich TV-Faktotum.

Mittagsjournal, 24.8.2015

Zwischen politischen, beruflichen und privaten Fronten - es war tatsächlich ein schmaler Grat der Wahrheit, auf dem sich Luis Trenker immer wieder bewegt hat. Und bis heute teils romantisch verklärt, hat Wolfgang Murnberger jetzt mit seinem "Luis Trenker"-Film ein äußerst vielschichtiges Porträt des Bergfilmpioniers gestaltet: Trenker politisch als Fähnchen im Wind, das je nachdem Richtung Nationalsozialismus oder Faschismus weht, Trenker dann als Filmemacher mit künstlerischer Ambition, der an seinen jüdischen Mitarbeitern festhält oder Trenker als Privatperson, als Familienmensch, der sich stets darzustellen weiß und selbst seinen Geburtstag vor Journalisten inszeniert.

Paraderolle für Moretti

Es ist eine Paraderolle für Tobias Moretti, der über die Jahre immer wieder Angebote vorliegen hatte, Luis Trenker zu spielen. Aber es seien meist unkritische Annäherungen gewesen, weshalb er stets abgelehnt habe: "Das Wichtigste bei einer Figur wie Trenker ist die kritische Distanz." Bei diesem Projekt sei das von Anfang an anders gewesen, so Moretti. Und dennoch habe er lange gebraucht, bis er einen Zugang zur Figur gefunden habe: "Ich hab ihn lächerlich empfunden in seinem Schauspiel - es ist, wie wenn ein Laie übertreibt. Aber als ich mich näher mit ihm beschäftigt habe, habe ich ihn sehr wohl gemocht, und er hat mich in seinem Wahnsinn auch fasziniert.

Ein Mann, der so von seiner Zeit gezeichnet war, und der über Jahrzehnte hinweg immer wieder der Ästhetik seiner Zeit nachgehinkt ist und dennoch immer wieder versucht hat, Anker zu werfen und sich zu präsentieren. Bis zum peinlichen Fernsehonkel später - das war faszinierend für mich!"

Fälschung von Eva Brauns Tagebüchern

Die Handlung setzt im Jahr 1948 ein: Trenker versucht während der Filmfestspiele von Venedig die von ihm gefälschten Tagebücher der Eva Braun amerikanischen Produzenten zu verkaufen. Für Regisseur Wolfgang Murnberger in gewisser Weise ein Akt der Verzweiflung Trenkers nach dem Krieg: "Er war halt ein großer Star vor dem Krieg, und ich kann es in gewisser Weise nachvollziehen, dass es schwierig ist, wenn man dann plötzlich abgestempelt ist, und nichts mehr machen kann."

Immer wieder kehrt Murnberger zu dieser Geschichte zurück, erzählt zugleich in Rückblenden von Trenkers ersten Filmerfolgen im Jahr 1925, seinem Aufstieg zum gefeierten Regisseur und vor allem auch von seiner wechselhaften Beziehung zu Leni Riefenstahl. Verbunden habe die beiden ihr starker Wille, Filme zu machen, und dass sie Stars waren, sagt Wolfgang Murnberger.

"Luis Trenker - der schmale Grat der Wahrheit" ist ein Film zwischen kritischer Reflexion und respektvoller Annäherung - spannend und humorvoll erzählt.

Service

Diese Woche läuft der Film in den Kinos in Süd- und Nordtirol an.